EU genehmigt Amflora BASF will Genkartoffel 2010 anbauen

Brüssel (RPO). Der Chemiekonzern BASF will nach der Genehmigung der EU-Kommission die gentechnisch veränderte Industriekartoffel Amflora in diesem Jahr anbauen.

BASF bezeichnet Amflora als Meilenstein für Innovationen.

BASF bezeichnet Amflora als Meilenstein für Innovationen.

Foto: AP, AP

Die Entscheidung sei ein Meilenstein für Innovationen zugunsten einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft in Europa, erklärte BASF-Vorstandsmitglied Stefan Marcinowski am Dienstag.

Die umstrittene Gen-Kartoffel "Amflora" darf künftig europaweit angebaut werden. Nach einem 13 Jahre währenden Zulassungsverfahren wurde die von BASF entwickelte Knolle am Dienstag von der EU-Kommission genehmigt. "Amflora" ist für die Gewinnung von Industriestärke bestimmt, wobei die anfallenden Abfälle auch als Futtermittel verwendet werden dürfen, wie die Kommission in Brüssel mitteilte.

Umweltschützer reagierten mit scharfem Protest. Greenpeace erklärte, die Kommission ignoriere die "erheblichen ökologischen und gesundheitlichen Risiken" und stelle sich gegen die breite Öffentlichkeit. In Deutschland wird "Amflora" bereits im Rahmen eines Freilandversuchs in Mecklenburg-Vorpommern angepflanzt.

EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli erklärte, die gentechnisch veränderte Kartoffel mache es möglich, bei der Produktion von Industriestärke Energie und Wasser zu sparen. Die von "Amflora" gebildete Amylopektinstärke wird zum Beispiel für die Beschichtung von Papier verwendet.

Herkömmliche Kartoffeln produzieren nach Angaben von BASF ein Stärkegemisch aus Amylopektin und Amylose, was für die Herstellung von Industriestärke mühsam aufgespalten werden müsse. Dieses Aufspalten sei unwirtschaftlich.

BASF betont Sicherheit des Produkts

Der Ludwigshafener Konzern teilte mit, man freue sich über die Entscheidung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit habe wiederholt bestätigt, dass die Kartoffel für Mensch, Tier und Umwelt sicher sei. BASF-Vorstandsmitglied Stefan Marcinowski sagte, man hoffe, "dass die Entscheidung einen Meilenstein für weitere Innovationen zugunsten einer wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft in Europa darstellt". Amflora werde die Position der europäischen Kartoffelstärkeindustrie im internationalen Vergleich stärken, betonte BASF.

Die EU-Kommission konnte über die Zulassung der Kartoffel allein entscheiden, weil sich die EU-Landwirtschaftsminister in dieser Frage nicht einig geworden sind. Besonders umstritten war die Zulassung der Kartoffel-Reste als Viehfutter.

In Deutschland hatte die Auspflanzung der Kartoffel unter amtlicher Aufsicht im Mai 2009 in Bütow im Müritzkreis (Mecklenburg-Vorpommern) auf einer Fläche von 20 Hektar begonnen.

"Kniefall vor BASF"

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND nannte die Entscheidung aus Brüssel einen "politischen Kniefall vor BASF". Die Stärkekartoffel erhalte ein Resistenz-Gen gegen Antibiotika, darunter eines, das zu den wichtigsten Arzneimitteln gegen Tuberkulose gehöre. EU-Kommissar Dalli habe mit seiner ersten Amtshandlung einen schweren Fehler begangen. "Der Weg von der Gentech-Kartoffel vom Feld auf die Teller der europäischen Verbraucher ist viel zu kurz und die Risiken sind viel zu groß", sagte BUND-Chef Hubert Weiger.

BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer erklärte: "Wir setzen jetzt auf die Vernunft der Stärkeindustrie und der Bauern, Amflora nicht zu akzeptieren, zumal es konventielle Alternativen gibt."

(RTR/csr)
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