Studie Aufbau Ost dauert noch 320 Jahre

Berlin (RP). Trotz der guten Konjunktur in Gesamtdeutschland wird der Abstand zwischen Osten und Westen kaum kleiner. Hält der schwache Wachstumstrend in den neuen Ländern an, kommt der Osten erst nach 320 Jahren auf West-Niveau. Das geht aus einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor.

 Der Osten holt kaum noch auf.

Der Osten holt kaum noch auf.

Foto: ddp, ddp

Das IWH hat berechnet, dass sich die Wirtschaftsleistung im Osten pro Kopf von Anfang 2007 bis Ende 2009 gemessen am Westen minimal von 68,0 auf 68,2 Prozent erhöht. In diesem Tempo würde die Angleichung des Pro-Kopf-Einkommens bis zum Jahr 2329 dauern.

Diese Entwicklung gilt als umso erstaunlicher, da die Bevölkerung im Osten allein 2007 um 100 000 Menschen zurückging. Wenn sich das Bruttoinlandsprodukt auf weniger Menschen verteilt, steigt normalerweise die durchschnittliche Wirtschaftskraft. Danach bemisst sich langfristig auch das Pro-Kopf-Einkommen.

In diesem Jahr legt das Bruttoinlandsprodukt in den neuen Ländern (ohne Berlin) voraussichtlich um 1,7 Prozent zu, im Westen dagegen um mehr als zwei Prozent, sagte IWH-Konjunkturchef Udo Ludwig. Im kommenden Jahr reicht es sogar nur noch zu einem Plus von 0,8 Prozent im Osten, während im Westen "eine Eins vor dem Komma" stehen werde.

"Ostdeutschland kann nicht aufholen"

"Ostdeutschland kann vorerst nicht aufholen", sagt Ludwig. Bereits seit 2005 falle der Aufschwung im Osten schwächer aus. So lag der Westen im vergangenen Jahr um drei Zehntelprozentpunkte vorne.

Als wichtigsten Grund für den Rückstand nennt Ludwig den anhaltenden Personalabbau im öffentlichen Dienst und den schwachen Konsum. Obwohl die Arbeitslosenzahl erstmals seit Anfang der 90er Jahre unter die Millionengrenze sinke, werde der Konsum bis mindestens 2009 zurückgehen. "Die Kaufkraft ist gering, gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung." Darunter litten Handel, Gast- und Ernährungsgewerbe sowie alle Handwerksbetriebe.

Es gibt auch Lichtblicke. Wesentliche Konjunkturstütze bleibe die Industrie, die von der Nachfrage aus dem Ausland profitiert. "Die Betriebe sind weniger anfällig gegenüber den Turbulenzen an den Finanzmärkten." Sie seien besonders stark in Osteuropa einschließlich Russland engagiert, wo die Finanzkrise kaum ins Gewicht falle. Auch die Arbeitslosigkeit im Osten geht bis 2009 zurück, im Durchschnitt von 902 000 auf voraussichtlich 883 000 oder von 13,5 auf 13,2 Prozent.

(RP)
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