Artur Fischer Erfinder des Fischer-Dübels gestorben

Waldachtal · Der Patente-König und Erfinder Artur Fischer ist tot. Wie sein Sprecher am Freitag bestätigte, starb er am Mittwoch im Alter von 96 Jahren in Waldachtal im Schwarzwald. Fischer wurde mit seinen Kunststoff-Dübeln und dem "Fischertechnik"-Baukasten weltweit bekannt.

 Artur Fischer ist der Erfinder des Dübels.

Artur Fischer ist der Erfinder des Dübels.

Foto: DPA / Uli Deck

Artur Fischer starb im Kreise seiner Familie. Der Dübelkönig aus Schwaben trug aber noch einen weiteren Spitznamen, der auf seine weitere Leidenschaft verwies: Daniel Düsentrieb.

Fischer gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Erfinder, er meldete mehr als 1100 Patente und sogenannte Gebrauchsmuster an. Mit dieser Vielzahl an Erfindungen war er seit langem eine Legende. Von der heutigen Welt der spezialisierten Ingenieure hob er sich vor allem dadurch ab, dass er für verschiedene Alltagsprobleme Lösungen suchte - und fand. Und das, wie er selbst sagte, auch immer mit dem Gedanken ans Geschäft.

So war es von früh an im Leben des am Silvestertag 1919 in Tumlingen im Schwarzwald geborenen Fischer. Der Sohn des Dorfschneiders, der bis zuletzt in seiner Heimatregion lebte, fing mit dem Erfinden schon als Schulbub an.

In der "Zeit" erinnerte er sich mal daran, wie er als Schüler ein Aquarium baute - für die Heizung besorgte er sich beim Apotheker Röhren. Er habe den Preis um die Hälfte heruntergehandelt. "Das war meine erste kaufmännische Handlung."

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann das Geschäft für den gelernten Schlosser so richtig. Weil es kaum Streichhölzer gab, konstruierte er 1948 einen elektrischen Feueranzünder. Gegen Butter, Eier oder Speck tauschte den seine Frau ein.

Der erste Massenerfolg für den Erfinder und Unternehmer war ein Blitzgerät für Fotoapparate, das die feuergefährlichen Pulverblitze ablöste. Agfa gab dem jungen Unternehmer einen Großauftrag zum Bau des von ihm erfundenen Blitzgeräts, das mit dreizehn Millionen verkauften Geräten ein gigantischer Erfolg wurde.

"Man muss den Mut haben, das umzusetzen, was man für richtig hält", sagte Fischer schon vor Jahren dem "Manager Magazin". Mit dieser Maxime gelang ihm 1958 seine mit Abstand bedeutendste Erfindung: der Fischer S-Dübel.

Fischer war nicht der erste, der mit Dübeln für den Halt von Schrauben in Wänden und Decken sorgen wollte. Aber er war der Erste, der auf das damals neue Material Nylon setzte. "Das kostete viermal so viel wie billigere Werkstoffe, aber ich wusste sofort: Das ist das Richtige für meine Zwecke."

Heute zählt das Mittelstandsunternehmen 4100 Mitarbeiter in 32 Ländern, 2014 belief sich der Umsatz auf 661 Millionen Euro. Mit dem Tagesgeschäft hatte Artur Fischer allerdings schon lange nichts mehr zu tun.

Schon Neujahr 1980 übergab er seine Firma an seinen Sohn Klaus, der das Unternehmen internationalisierte und den Umsatz vervielfachte. Fischer selbst widmete sich danach seiner Leidenschaft als Erfinder und entwickelte viele neue Produkte für das Unternehmen.

Dennoch herrschte in der Familie Fischer nicht eitel Sonnenschein: Der Übergang von Vater auf Sohn geriet holprig. Und mit dem zweiten Kind, Tochter Margot, lag der Patriarch seit Jahren im Clinch. Sie fühlte sich beim Erbe hintergangen und zog immer wieder gegen ihren Vater vor Gericht.

Ein dunkles Kapitel für den 2014 für sein Lebenswerk mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichneten Fischer. Und auch eines, das so gar nicht zu dem Kindern zugeneigten Bild des Erfinders passte.

Denn Artur Fischer tüftelte auch immer wieder mit großer Leidenschaft für die Kleinsten. Seine Bausätze mit Fischertechnik sind legendär. Auch das Fischer TiP, Bausteinchen aus Kartoffelstärke, hat viele junge Fans. "Wer erfindet, kann Kind bleiben", sagte Fischer - vielleicht war das das Geheimnis, wie er sich bis ins Methusalem-Alter seine Tatkraft erhielt.

(felt/AFP/dpa)
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