Machtkampf bei Aldi Jetzt bricht Theo Albrecht sein Schweigen

Hamburg · Wer hat das Sagen beim Discounter Aldi Nord? Zum ersten Mal äußert sich im Erbstreit um den Konzern der Milliardär Theo Albrecht junior öffentlich – und greift seine Schwägerin Babette Albrecht und deren Kinder an.

 Der Erbstreit bei Aldi Nord eskaliert.

Der Erbstreit bei Aldi Nord eskaliert.

Foto: dpa, rwe tba

Wer hat das Sagen beim Discounter Aldi Nord? Zum ersten Mal äußert sich im Erbstreit um den Konzern der Milliardär Theo Albrecht junior öffentlich — und greift seine Schwägerin Babette Albrecht und deren Kinder an.

Der Bericht, in dem Theo Albrecht junior (65) schriftlich zitiert wird, erscheint am Mittwoch im Magazin "Stern". Darin wirft der Aldi-Erbe seiner Schwägerin vor, gegen den letzten Willen seines 2012 verstorbenen Bruder Berthold zu verstoßen.

"Ich bin sehr traurig darüber, dass Babette und ihre Kinder das Testament und die Stiftungssatzung ihres Ehemanns nicht akzeptieren wollen und diese bekämpfen", zitiert das Magazin Albrecht in einem Vorabbericht. Demnach wolle er dafür Sorge tragen, dass "eine Selbstbedienung am Vermögen auch weiterhin ausgeschlossen bleibt".

Dem "Stern"-Bericht zufolge dreht sich der Streit bei Aldi Nord um die künftige Machtverteilung in drei Familienstiftungen, in denen die Anteile an Aldi Nord liegen. Demnach beanspruchen die fünf erwachsenen Kinder des verstorbenen Berthold Albrecht das Sagen in mindestens einer der Stiftungen sowie damit verbundene hohe Millionenbezüge. Die andere Seite um Theo Albrecht und dessen Mutter Cäcilie Albrecht will dagegen sparsam mit den Aldi-Gewinnen umgehen.

Es geht in dem Streit also um viel Macht aber auch um viel Geld. In einem Prozess vor dem Verwaltungsgericht Schleswig bekamen die Kinder von Berthold Albrecht zuletzt wegen Formfehlern in der Satzung Recht. Die Gegenseite kündigte laut dem Bericht Revision gegen das Urteil an.

"Das Unternehmen steht immer an erster Stelle"

Die öffentlichen Äußerungen in einem Interview von Theo Albrecht überraschen, da er sich bisher nie gegenüber der Presse geäußert hat und extrem zurückgezogen lebt. Nun teilte er dem "Stern" für den Bericht schriftlich mit: "Es war für uns selbstverständlich, dass wir das Vermächtnis unseres Vaters erfüllen und die Unternehmensgruppe Aldi Nord in seinem Sinne weiterführen würden."

Und weiter: "Das bedeutet: Das Unternehmen steht immer an erster Stelle. Auch unsere Familien müssen sich unterordnen." Anstoß nimmt der Discount-Milliardär demnach auch am Bruch von jahrzehntealten Familientraditionen: "Der Name Albrecht verpflichtet zu einem bescheidenen Lebensstil."

Babette Albrecht und ihre Kinder weisen den Vorwurf, gegen den Unternehmenssinn zu handeln, laut "Stern" durch ihren Anwalt zurück. Der besondere Zweck einer Familienstiftung bestehe in der Förderung der Familie. Die Ausschüttungen stünden in angemessenem Verhältnis zur Größe des Unternehmens.

Der Discounter Aldi ist in Deutschland in die Unternehmensgesellschaften Aldi Nord und Aldi Süd aufgeteilt. Aldi Nord hat seinen Sitz in Essen und beschäftigt nach eigenen Angaben 28.000 Mitarbeiter. In mehr als 2400 Filialen erzielte das Unternehmen im Jahr 2015 einen Jahresumsatz von gut zwölf Milliarden Euro. Die Albrechts zählen zu den reichsten Familien Deutschlands.

(hebu)
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