Korruptionsverdacht Airbus-Chef warnt Mitarbeiter vor "turbulenten Zeiten"

Paris · Airbus hat wegen Korruptionsverdacht Selbstanzeige erstattet. Konzernchef Enders rechnet mit hohen Strafen und einer turbulenten Zeit. Die Bundesregierung erwartet vom Unternehmen Aufklärung.

 Der Vorstandschef von Airbus, Tom Enders (Archiv).

Der Vorstandschef von Airbus, Tom Enders (Archiv).

Foto: dpa, tha

"Grundsätzlich gilt immer: Wenn es Vorwürfe gibt, muss ihnen intensiv nachgegangen werden", sagte am Montag eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Das sei auch hier nicht anders. Die Bundesregierung erwarte, dass Airbus "vollumfänglich mit den jeweils zuständigen Behörden kooperiert".

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern hatte wegen Korruptionsverdachts Selbstanzeige erstattet. Airbus-Chef Tom Enders warnte die Belegschaft bereits vor schwerwiegenden Folgen. "Das dürfte (...) ein langer Weg werden, und die Möglichkeit schwerwiegender Konsequenzen, einschließlich erheblicher Strafen für das Unternehmen ist durchaus gegeben", heißt es in einem Brief von Enders, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Es sei mit "falschen Informationen und Versuchen Einzelner zu rechnen, im eigenen Interesse das Top-Management zu diskreditieren", warnte der Konzernchef. "Stellen Sie sich auf turbulente Zeiten ein." Ein Sprecher des Unternehmens sagte, Enders selbst stehe außer Verdacht.

Der Konzernchef bezeichnete die Selbstanzeige als richtige Entscheidung. "Dieses Vorgehen war richtig - und der einzige Weg im Einklang mit unseren Werten, Ethikstandards, Compliance-Regeln und gesetzlichen Verpflichtungen." Der Verwaltungsrat stehe in der Angelegenheit hinter ihm und Chef-Jurist John Harrison. Enders versicherte, Airbus werde "aus dieser Krise als besseres, stärkeres und wettbewerbsfähigeres Unternehmen hervorgehen".

Die britische Anti-Korruptionsbehörde geht seit vergangenem Jahr dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte von Airbus nach. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer "dritten Partei". Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft führt dazu eine Untersuchung.

Ermittler untersuchen zudem schon seit längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighter-Kampfjets an Österreich. Airbus weist dabei allerdings Vorwürfe zurück. "Weder die seit Jahren andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in München und Wien noch unsere eigenen umfangreichen Untersuchungen haben Anhaltspunkte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Eurofighter-Flugzeugen nach Österreich hindeuten", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Deutschland, Frankreich und Spanien halten zusammen eine Sperrminorität an der Airbus-Gruppe. Über die Gesellschaft zur Beteiligungsverwaltung (GZBV) ist Deutschland mit 11,1 Prozent an Airbus beteiligt. Darin haben Bundesländer mit Airbus-Standorten und die Staatsbank KfW ihre Anteile gebündelt.

(wer/dpa)
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