Übernahme durch Lufthansa Air-Berlin-Deal wird womöglich erst im Januar abgeschlossen
Frankfurt/Main · Die Lufthansa will künftig etwa drei Viertel der Passagiere von der insolventen Air Berlin befördern. Dies sagte Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson in einer Telefonkonferenz. Mit der endgültigen Übernahme von großen Teilen von Air Berlin rechnet Lufthansa nun erst für 2018.
Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Präsentation des Vorstands zu den Ergebnissen des dritten Quartals hervor. Bislang hatte das Management einen Abschlusstermin noch in diesem Jahr genannt. Europas größter Luftverkehrskonzern hatte am 13. Oktober einen Kaufvertrag unterschrieben, mit dem die beiden nicht insolventen Air-Berlin-Töchter Niki und LG Walter übernommen werden sollen.
Die Lufthansa, die am Mittwoch Gewinneinbußen in Höhe von 17 Prozent für das dritte Quartal vermeldete, hat sich verpflichtet, die von ihr zu übernehmenden Teile von Air Berlin bis zum Vertragsabschluss weiterzuführen. Die größte deutsche Airline will 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Billig-Tochter Eurowings stecken und insgesamt 3000 neue Stellen schaffen. Eurowings übernimmt rund 80 der gut 130 Air-Berlin-Flugzeuge. Die meisten Maschinen werde man von Leasinggesellschaften kaufen, betonte Svensson. Konzernchef Carsten Spohr zeigte sich gelassen, dass er die nötigen 240 Piloten anheuern könne. Der Arbeitsmarkt laufe derzeit gut.
Als nächstes steht die kartellrechtliche Überprüfung des Deals durch die EU-Kommission an. Die zuständige Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager rechnet damit, dass Lufthansa im Laufe dieses Verfahrens einige der übernommenen Strecken abgeben muss. Ein Antrag sei allerdings noch nicht in Brüssel eingetroffen, sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Die Lücken, die durch das Einstellen der Flugbetriebs von Air Berlin ab Freitag in den deutschen Flugplänen entstehen werden, lassen sich nach Ansicht von Spohr nicht so schnell schließen."Das kann niemand kompensieren, auch die Lufthansa nicht", erklärte der Vorstandsvorsitzende in Frankfurt. Der Flugverkehr werde daher in den kommenden Monaten deutlich "ruckeln", kündigte Spohr an. Eine Stabilisierung sei erst zum Sommer möglich, eine Optimierung gar erst im Winter 2018/2019.
Sämtliche Fluggesellschaften des Kranich-Konzerns - neben der Kernmarke Lufthansa und Eurowings sind das Swiss und Austrian - setzten in nächster Zeit auf den Strecken vor allem nach Berlin und Düsseldorf größere Flugzeuge ein, um die Nachfrage zu befriedigen, sagte Spohr.
Die frei werdenden Start- und Landerechte von Air Berlin sollen nach Spohrs Worten im November auf der regelmäßigen Slot-Konferenz der Internationalen Airline-Organisation IATA abgestimmt werden und zum kommenden Sommerflugplan ab Ende März in Kraft treten. Bis dahin werde es immer wieder Verschiebungen geben.