Neue Arznei für AOK-Patienten Ab Donnerstag droht Ärger in der Apotheke

Düsseldorf (RP). Ab Donnerstag drohen in der Apotheke längere Wartezeiten. Insbesondere AOK-Versicherten steht Ärger ins Haus. Denn vom 1. April an gelten für 87 Wirkstoffe neue Rabattverträge. Die Apotheker dürfen Patienten dann für einen verschriebenen Wirkstoff nur das Medikament aushändigen, mit dessen Hersteller die AOK einen Vertrag geschlossen hat.

Heilende Kräuter aus Omas Apotheke
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Foto: ddp

Ein Beispiel: Wurde einem Patienten mit Magenproblemen der Wirkstoff Pantoprazol verschrieben, muss der Apotheker dem Patienten nun die Tablette des Herstellers Heumann geben. Bislang musste er die Pille des Herstellers Teva nehmen. Schreibt der Arzt aus alter Gewohnheit weiter die Teva-Pille auf, muss der Apotheker dennoch die Heumann-Pille abgeben. Auch andere Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Asthma oder Osteoporose sind betroffen. Unsere Grafik zeigt für eine Auswahl wichtiger Wirkstoffe, welchen Hersteller die AOK vorschreibt.

"In den nächsten Wochen müssen die Apotheker wieder viel erklären. Daher müssen sich die Patienten auf längere Wartezeiten einstellen", sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Zudem würden viele Apotheken in der Anfangszeit gar nicht alle neue Arzneien vorhalten können: "Apotheken werden manches Medikament erst bestellen müssen", so Preis. Für Patienten heißt das: Sie müssen noch ein zweites Mal in die Apotheke kommen.

Ältere oder chronisch Kranke haben oft Probleme, wenn sie etwa statt einer gelben Pille plötzlich eine blaue nehmen müssen. Der erzwungene Wechsel des Herstellers kann die Therapietreue (Compliance) des Patienten gefährden, fürchten Apotheker. Zumal viele Patienten zum wiederholten Mal umgestellt werden. Die Ortskrankenkassen haben bereits mehrfach Rabattverträge neu ausgeschrieben.

Der Chef der AOK Rheinland-Hamburg, Wilfried Jacobs, weist die Kritik zurück: "Das spielt sich schnell ein. Der Wirkstoff bleibt ja ohnehin der gleiche." Und falls im Einzelfall ein Hersteller-Wechsel dem Partienten nicht zuzumuten sei, könne der Arzt dies per Rezept ausschließen. Zudem betont Jacobs, dass sämtliche Rabattverträge die Ausgaben allein bei der AOK Rheinland-Hamburg um 30 Millionen Euro senken. Bundesweit würden die Ortskrankenkassen so 600 Millionen Euro sparen, sagt Jacobs. Das käme allen Beitragszahlern zugute.

Geschickt hat Jacobs auch die Apotheker eingefangen, die gegen die erste Staffel von Rabattverträgen wochenlang getrommelt hatten: Die AOK zahlt jeder Apotheke 1000 Euro pro Jahr zusätzlich für den Mehraufwand bei der Beratung. Das hat die Apotheker sichtlich milde gestimmt.

Die AOK Baden-Württemberg geht dagegen einen anderen Weg: Sie droht jedem Apotheker, der nicht dafür sorgt, dass AOK-Patienten auch nur rabattierte Medikamente erhalten, eine Vertragsstrafe von bis zu 25 000 Euro an. Bei wiederholten Vergehen droht die AOK gar mit Ausschluss von der Kassenpatienten-Versorgung. Entsprechend gehen im Südwesten die Wogen hoch.

(RP)
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