Interview mit Bauernverbands-Chef 15 Prozent weniger Hühner in Deutschland

(RP). Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hat die Auswirkung des seit Anfang des Jahres geltenden Käfigverbots für Hühnerhaltung in Deutschland beklagt. Viele kleine Betriebe hätten die Umstellung nicht schultern können. Deshalb werden nur noch gut die Häfte der Eier hier produziert. Der Rest müsse importiert werden.

 Bauernpräsident Sonnleitner: "Auf billigste Art und Weise Land opfern."

Bauernpräsident Sonnleitner: "Auf billigste Art und Weise Land opfern."

Foto: ddp, ddp

Mit welcher Ziffer sind die Eier gekennzeichnet, die bei Ihnen zum Osterfrühstück serviert werden?

Sonnleitner Mit DE und einer 2. Dies steht dafür, dass die Eier von Hühnern aus Bodenhaltung in Deutschland stammen.

Warum wählen Sie diese Eier?

Sonnleitner Der Grund ist einfach: Mein Nachbar hat Hühner in Bodenhaltung. Wir haben ein gutes Verhältnis und deshalb kaufe ich bei ihm ein.

Welche Haltung ist artgerecht?

Sonnleitner Artgerecht sind alle Methoden, die in Deutschland erlaubt sind: Öko-, Freiland- und Bodenhaltung sowie auch die Kleingruppe. Die klassische Käfighaltung, die in Deutschland ja seit Anfang des Jahres verboten ist, würde ich nicht als artgerecht einstufen. Die Kleingruppe mit 50 Prozent mehr Fläche pro Huhn als bei der Käfighaltung, mit Nest-, Scharr- und Sitzbereich, ist es aber sehr wohl.

Wie hat sich der Markt in Deutschland verändert, seitdem die Käfighaltung von Hühnern verboten ist?

Sonnleitner Mit dem Käfigverbot in Deutschland haben wir mehr als 15 Prozent der Tierbestände verloren. Viele bäuerliche Betriebe haben ihre Hühnerhaltung aufgegeben. Denn die notwendigen Umstellungen sind mit hohen Investitionen verbunden, die kleine Betriebe oft nicht schultern können. Auch eine Umstellung auf Boden- oder Freilandhaltung reduziert die Anzahl der gehaltenen Hennen.

Wie viele unserer Eier produzieren wir noch selbst?

Sonnleitner Derzeit produzieren wir nur noch gut die Hälfte unserer Eier selbst. Das ist dramatisch. Der Rest muss importiert werden, größtenteils aus den Niederlanden. Ich empfehle jedem Verbraucher, Eier mit deutscher Herkunft nachzufragen. Für die Zukunft hoffe ich, dass die deutsche Produktion sich bis zum EU-weiten Verbot von Käfighaltung 2012 wieder erholt und vielleicht wieder ausgeweitet wird, da ansonsten immer mehr Eier aus Übersee mit deutlich niedrigeren Tierschutzstandards auf dem Tisch unserer Verbraucher landen.

Wie stark sind die Bauern von der weltweiten Wirtschaftskrise betroffen?

Sonnleitner Unser Einkommen ist regelrecht eingebrochen. Wir sind immer noch sehr stark von der Krise betroffen. Nur die Eier haben wegen der geringeren Produktion in Deutschland einen guten Preis von zehn bis elf Cent pro Stück. In allen anderen Bereichen können wir auf sehr niedrigem Niveau eine Seitwärtsbewegung verzeichnen. Wir spüren immerhin sehr dezent, dass sich die Weltwirtschaft erholt, und die Nachfrage zieht wieder an. Wir haben aber noch eine Durststrecke vor uns. Das gilt für Milch, Fleisch sowie Obst und Gemüse.

Wie können die Landwirte auch in schlechten Zeiten überleben?

Sonnleitner Wegen der extremen Wetterlagen und der Preisschwankungen am Markt wird es für die Landwirte immer schwieriger, die Existenz zu sichern. Deshalb fordern wir von der Politik, dass die Landwirte eine steuerfreie Rücklage jährlich bilden dürfen, mit der wir die Risiken ausgleichen können. Nur so können wir auch in schlechten Zeiten die Liquidität unserer Betriebe erhalten. Das muss nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren wie bei Versicherungen und in der Forstwirtschaft, wo so schon seit Jahrzehnten erfolgreich für schlechte Zeiten vorgesorgt wird.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort