Düsseldorf Uniper wird für Eon zum Problem

Düsseldorf · Die Eon-Abspaltung Uniper dürfte beim geplanten Börsengang rund zehn Milliarden Euro weniger wert sein, als bislang in den Büchern steht. Macht Eon bereits in der kommenden Woche bei der Vorlage der Halbjahresbilanz reinen Tisch?

Mit Namen ist es so eine Sache: Wenn ein Waschmittel "Supersauber" heißt, erwartet man irgendwie, dass es Flecken beseitigt - was draufsteht sollte am Ende auch drinstecken, sonst haben Marken ein Problem. Insofern haben die Eon-Strategen alles richtig gemacht, als sie ihrer Unternehmenstochter den Namen Uniper gegeben haben. Das steht zwar für "unique" (einzigartig) und "performance", lässt damit aber ausreichend Spielraum für Interpretationen.

Einzigartig scheint jedenfalls zunächst nur der Wertverlust zu werden. Mit Uniper will Eon seine Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke abspalten, während die Hoffnungsträger Stromnetze und erneuerbare Energien sowie die Atomkraftwerke, die so unattraktiv sind, dass man sie einer Abspaltung unmöglich ans Bein binden konnte, bei Eon verbleiben. Im Abspaltungsbericht wird der Wert von Uniper noch mit 15,5 Milliarden Euro angegeben. Doch das ist offenbar viel zu viel.

"Das ist völlig unrealistisch", sagte ein Konzernmanager dem "Handelsblatt": "Uniper dürfte zwischen vier und maximal 5,5 Milliarden Euro wert sein." Analysten gehen von einer ähnlichen Summe aus. Eon müsste damit hohe Abschreibungen vornehmen. Es droht der dritte milliardenschwere Verlust in Folge. Das "Handelsblatt" berichtet, dass die Wertberichtigung nach der Abspaltung vorgenommen werden müsste. Doch möglicherweise könnten Korrekturen schon kommende Woche bei der Vorlage der Halbjahreszahlen kommen.

Weil Eon allerdings nur einen Teil der Unister-Papiere an die Börse bringt, 46,65 Prozent jedoch behält, müsste der Konzern die Anpassungen zunächst nur auf den gehandelten Teil vornehmen. Analysten schätzen, dass Eon hier etwa fünf Milliarden Euro abschreiben müsste. Es ist schließlich nicht davon auszugehen, dass sich an den Perspektiven von Uniper kurzfristig etwas ändert, zu schwer trifft die Energiewende das Geschäft mit den Kohle-und Gaskraftwerken, die von Sonne und Wind aus dem Markt gedrängt werden. Ein neuerlicher Verlust würde das Eigenkapital von Eon weiter aufzehren, eine Kapitalerhöhung würde wahrscheinlicher.

Entsprechend verärgert reagierte man bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf mögliche Abschreibungen. "Das ist erstaunlich", heißt es: "Schließlich war bereits bei der Bewertung des neuen Unternehmens bekannt, wie angespannt die Lage am Strompreismarkt ist." Damit werde deutlich, dass sich die Probleme nicht allein durch die Aufspaltung lösen lassen.

Börsenanleger ließ die Nachricht hingegen scheinbar kalt. Die Aktie notierte am Abend nahezu unverändert bei rund 9,20 Euro. Vielen war wohl vorher klar, dass eine Abspaltung mit Problem-Geschäftsfeldern kaum 15,5 Milliarden wert sein kann, wenn der gesamte Konzern an der Börse gerade mal mit 18,4 Milliarden Euro bewertet wird.

Ein Eon-Sprecher zeigte sich über den vergleichsweise ruhigen Börsentag daher auch wenig überrascht. Das Unternehmen habe Investoren immerhin schon im Frühjahr auf die Probleme hingewiesen. "Wir haben bereits beim Capital Market Day im April in London die Bilanzwerte beider Unternehmen vollumfänglich und transparent dargestellt", erklärte ein Konzernsprecher auf Anfrage. "Darüber hinaus haben wir deutlich gemacht, dass Uniper mit dem Listing gemäß den internationalen Bilanzierungsstandards zwingend zum Marktwert anzusetzen ist - unabhängig von möglichen anderen Bewertungsmaßstäben." Das heißt im Klartext: Ein Marktwert für Uniper wird sich erst ergeben, wenn das Unternehmen an der Börse gelistet ist.

Auch Uniper-Chef Klaus Schäfer hatte auf die Frage, wann der Börsengang ein Erfolg sein werde, im Gespräch mit unserer Redaktion zuletzt zurückhaltend geantwortet, dass man nicht mit einer Notierung im wichtigsten deutschen Aktienindex Dax rechne, doch "der M-Dax wäre für uns ein attraktives Segment." Als 15,5-Milliarden-Euro-Konzern hätte man in der Spitzengruppe vor Firmen wie Evonik, Deutsche Wohnen oder RTL gestanden. So würde der "unique" Performer wohl eher im Mittelfeld der zweiten Börsenliga landen.

(frin)
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