Essen Uniper-Belegschaft verzichtet auf Geld

Essen · Bis 2022 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Darauf hat sich der Energiekonzern mit der IG BCE und mit Verdi geeinigt. Gewerkschaftsmitglieder erhalten eine jährliche Sonderzahlung von 400 Euro.

Der Konflikt zwischen dem Energiekonzern Uniper und den Arbeitnehmervertretern um das Sparprogramm "Voyager" ist entschärft. Der Eon-Ableger Uniper sowie die Gewerkschaften IG BCE und Verdi haben vereinbart, dass betriebsbedingte Kündigungen im Konzern bis zum Jahr 2022 ausgeschlossen werden sollen. "Das ist ein weiterer Schritt, um das Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen und damit auch langfristig Arbeitsplätze zu sichern", erklärte Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer. Die neuen Regelungen sollen nach Angaben von Verdi größtenteils zu Beginn des kommenden Jahres in Kraft treten. Der Tarifvertrag hat eine Mindestlaufzeit bis Ende 2024.

Mit dem Sparprogramm "Voyager" will Uniper rund 400 Millionen Euro sparen. Die Entscheidung war im vergangenen Jahr gefallen, nachdem das Unternehmen unter den stark gesunkenen Börsenstrompreisen gelitten hatte.

IG-BCE-Verhandlungsführer Holger Nieden lobte gestern die Sicherheit, die es dank des neuen Vertragswerkes für die Belegschaft gebe. Die Streichliste, die Uniper ursprünglich habe durchsetzen wollen, sei verhindert worden, erklärte der Gewerkschafter. Allerdings gilt der Ausschluss der betriebsbedingten Kündigungen "nur" für 3000 der 5000 Mitarbeiter in Deutschland. Unter anderem sind außertariflich Beschäftigte von den gemachten Schutzzusagen ausgenommen.

Über die angebliche Streichliste war in den vergangenen Monaten heftig diskutiert worden. Dem Vernehmen nach wollte Uniper rund 500 Arbeitsplätze in der Verwaltung streichen. Zudem soll der Konzern von den Mitarbeitern zunächst verlangt haben, dass diese auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Stromdeputate (kostenlose Stromlieferungen), Nacht- und Feiertagszuschläge sowie vermögenswirksame Leistungen verzichten. Diese Punkte sind jetzt offensichtlich kein Thema mehr. Die wichtigsten Details des neuen Tarifwerks:

Im laufenden Jahr wird es eine Nullrunde bei den Gehältern geben.

Die Leistungsvergütung, die bislang bis zu fünf Prozent eines Gehaltes betragen hat, soll wegfallen.

Im Gegenzug gibt es eine Einmalzahlung von 1000 Euro im Januar 2018 und pauschal 50 Euro monatlich mehr ab 2019. Dadurch werde der Wegfall der Zulage "teilkompensiert",so die IG BCE.

Mitglieder der Gewerkschaften IG BCE und Verdi erhalten außerdem eine jährliche Sonderzahlung von 400 Euro.

Lehrlinge bekommen nach dem Ende ihrer Ausbildung eine Jobgarantie für zwölf Monate.

Wie viel IG BCE und Verdi bei den Verhandlungen für die Arbeitnehmer tatsächlich erreicht haben, ist in der Bewertung umstritten. Bei der Uniper-Hauptversammlung im Juni hatte Konzernchef Schäfer bekräftigt, dass Uniper seine Kosten bis zum kommenden Jahr um 400 Millionen auf 1,9 Milliarden Euro senken wolle. Laut Gewerkschaft waren die Verhandlungen damals gerade gescheitert. Uniper habe die Leistungskomponente in Höhe von fünf Prozent des Lohns dauerhaft streichen, für das kommende Jahr statt eines prozentualen Lohnplus nur einmalig 800 Euro zahlen und im Folgejahr die Löhne nur um 1,2 Prozent erhöhen wollen.

Jetzt sind die fünf Prozent Zuschlag tatsächlich weg. Die Einmalzahlung fällt aber immerhin 200 Euro höher aus, als sie Uniper angeboten hatte.

(gw)
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