Köln Bei Unitymedia geht das Sender-Chaos weiter

Köln · Rund 75.000 Kunden konnten eine neue Software nicht nutzen. Jetzt müssen Millionen den Sendersuchlauf neu starten.

Umstellung: Bei Unitymedia geht das TV-Sender-Chaos weiter
Foto: dpa, obe AXS

Aus der Softwareindustrie ist ein amüsant gemeinter Spruch bekannt, den mancher Kunde allerdings nicht so lustig findet: "Unser Produkt hat eine gewisse Ähnlichkeit zu Bananen. Es reift erst so richtig beim Nutzer."

So ähnlich geht es nun den 3,5 Millionen NRW-Kunden des Kabel-TV-Anbieters Unitymedia in Köln. Weil die am Dienstag digital verteilte neue Senderliste bei rund zwei Prozent der Kundenanschlüsse nicht richtig funktionierte, gab es zuerst eine Protestwelle. Dann haben Ingenieure des Unternehmens herausgefunden, dass sie die Softwareschwäche nur reparieren können, indem sie an alle Kunden eine schon wieder neue Senderliste versenden und auch die TV-Angebote entsprechend neu sortieren.

Das Ergebnis ist skurril: Nun müssen alle 3,5 Millionen Kunden in NRW ein Update der Senderliste in ihrem Fernseher laden, weil ihnen sonst ab heute ein teilweiser Blackout droht: Sie können die relevanten Privatsender RTL, Sat.1, ProSieben oder auch Vox, RTL2 und Kabel Eins nicht mehr empfangen, es sei denn, dass sie diese mit einem Aufschlag per HD sehen. "Das ist schon eine peinliche Panne für einen Hightech-Konzern",sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der NRW-Verbraucherzentrale, "die hätten den Start der neuen Sendeliste besser testen müssen."

Kunden können das Chaos relativ gelassen sehen. Wer heute keine Lust hat, schon wieder den Sendersuchlauf zu starten, kann ARD, ZDF und viele andere öffentlich-rechtliche Programme erst einmal weiter empfangen und sich später um die Senderliste kümmern. "Schön ist das trotzdem nicht", sagt Schuldzinski, "die Leute müssen ja auch die Favoritenlisten möglicherweise nun wieder neu einstellen."

Die Umstellung begann Unitymedia als Folge der kompletten Digitalisierung des Netzes im Juni. Das Unternehmen kann nun noch schnelleres Internettempo anbieten und hat Platz für einige weitere TV-Sender geschaffen, darunter NDR und Bayerischer Rundfunk.

Gudrun Scharler, Chief Operating Officer von Unitymedia, sagt: "Für die Situation bei der Senderneuordnung entschuldige ich mich, sie entspricht nicht unserem Qualitätsanspruch." Sie könne den Ärger der Kunden nachempfinden.

(RP)
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