Umfrage Mehrheit fordert raschen Braunkohle-Ausstieg

Düsseldorf · Umweltminister Remmel wird heute eine Umfrage vorstellen, die RWE und Bayer nicht gefallen wird: 71 Prozent der Bürger fordern demnach ein rasches Ende der Braunkohle.

 Der Tagebau Garzweiler

Der Tagebau Garzweiler

Foto: Lber

In Nordrhein-Westfalen wächst der Widerstand gegen Abbau und Verstromung von Braunkohle. 71 Prozent der Bürger fordern einen schnellen Ausstieg aus der Braunkohle: Für 36 Prozent ist dies "sehr wichtig", für 35 Prozent "wichtig". Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) heute vorstellen wird und die unserer Redaktion vorliegt.

Dabei ist der Widerstand gegen die Braunkohle vor allem in den betroffenen Regionen groß. Hier ist der Braunkohle-Konzern RWE nicht nur Arbeitgeber, sondern auch verantwortlich dafür, dass Menschen ihre Heimat verlieren und massiv in die Natur eingegriffen wird. Im Gebiet "Linker Niederrhein/Eifel" finden es 47 Prozent "sehr wichtig", dass man schnell aus der Braunkohle aussteigt, im Ruhrgebiet 37 Prozent. Im Sauer- und Siegerland sind es nur 28 Prozent. Das Institut Forsa hatte Anfang Juni 1002 repräsentativ ausgewählte Bürger befragt.

RWE will offiziell noch bis Mitte des Jahrhunderts Braunkohle abbauen, auch wenn wegen des niedrigen Strompreises schon jetzt viele Braunkohle-Blöcke unrentabel sind. Die Landesregierung hat in der jüngsten Leitentscheidung keine Frist festgeschrieben, jedoch die auszukohlende Menge drastisch gekürzt. Intern geht man in Politik und Konzern davon aus, dass früher Schluss sein wird.

Die Gewerkschaft Verdi hat gerade die Finanzierung eines Sozialplans für den Fall skizziert, dass die Braunkohle-Förderung bereits 2040 endet. Der frühere Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen hält einen sozialverträglichen Ausstieg innerhalb von 15 Jahren für möglich. Am Wochenende verabschiedeten 50 Naturschutzverbände, Kirchen und Bürgerinitiativen den "Erkelenzer Appell" und forderten ein schnelles Braunkohle-Aus. Das Bündnis kritisierte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), weil er Aussagen zum Kohleausstieg im Klimaschutzplan 2050 entschärft habe.

Deutsche haben klare Meinung zum Thema Tierschutz

Daneben hat Forsa weitere Ansichten zum Thema "Nachhaltigkeit in NRW" abgefragt. Demnach ist es für 90 Prozent der NRW-Bürger "wichtig" oder "sehr wichtig", dass die erneuerbaren Energien schnell ausgebaut werden. Das ist erstaunlich, da Deutschland schon jetzt beim Ökostrom-Anteil über dem Plan liegt. Eine klare Meinung haben die Bürger auch beim Thema Tierschutz.

Artgerechte Tierhaltung ist für 94 Prozent ein "sehr wichtiges" oder "wichtiges" politisches Anliegen. Besonders groß ist der Widerstand gegen Gentechnik, was den Bayer-Konzern wenig erfreuen dürfte, der gerade den Gentechnik-Giganten Monsanto übernehmen will. Demnach ist für 81 Prozent der Bevölkerung der Verzicht auf Gentechnik wichtig oder sehr wichtig. Bayer macht sich demnach gerade bei der Mehrheit der NRW-Bevölkerung unbeliebt.

Deutlich weniger wichtig ist den Bürgern eine klimaverträgliche Mobilität: Das finden nur 76 Prozent wichtig oder sehr wichtig. Bei der Frage "Bus und Rad statt Auto" hört der Naturschutz eben doch oft auf.

Das spiegelt sich auch bei den persönlichen Beiträgen der Bürger für mehr Nachhaltigkeit im Alltagsleben wider. So sind nur 52 Prozent der Befragten persönlich bereit, anstelle des Autos auch mal das Fahrrad zu nutzen oder zu Fuß zu gehen. Auf eine Flugreise verzichten sogar nur 24 Prozent. Und Bio-Produkte (die in der Regel teurer sind als konventionell hergestellte) kaufen nur 22 Prozent. Anders sieht es dagegen bei Plastiktüten aus. 84 Prozent der NRW-Bürger verzichten auf sie, zumal der Handel inzwischen Geld dafür verlangt. Frauen sind beim Umweltschutz aktiver als Männer.

(anh)
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