Düsseldorf Thyssenkrupp Steel - Totgesagte leben länger

Düsseldorf · Thyssenkrupp treibt trotz florierender Stahl-Geschäfte die Abspaltung der Sparte in ein Joint Venture mit Tata Steel voran. "Ja, Stahl läuft besser", sagte Finanzchef Guido Kerkhoff bei der Vorlage der Quartalszahlen. Das Geschäft mit dem Werkstoff sei aber nun einmal stark schwankend: "Da haben Sie mal gute und mal schlechte Zeiten." An den Fusionsplänen ändere dies nichts.

Im ersten Quartal des bis Ende September laufenden Geschäftsjahres steigerte Thyssenkrupp seinen operativen Gewinn um 52 Prozent auf 444 Millionen Euro. Steel Europe kam auf 160 Millionen Euro, fast sechsmal so viel wie vor Jahresfrist. Damit ist das Stahl-Geschäft dank der gestiegenen Preise wieder eine wesentliche Stütze des Konzerns. Nur die Aufzugssparte, seit Jahren die Ertragsperle von Thyssenkrupp, fuhr mit 220 Millionen Euro noch mehr ein. Auch Weltmarktführer ArcelorMittal, Salzgitter und Voestalpine hatten zuletzt Optimismus verbreitet. Kerkhoff will sich von den guten Zahlen aber nicht täuschen lassen. Man wolle mit dem Joint Venture mit Tata dem Problem der Überkapazitäten begegnen. "Das ist relativ unabhängig von dem Zyklus, ob man da oben oder unten ist."

Die Stahlkocher des Konzerns waren im vergangenen Jahr zu Tausenden auf die Straße gegangen und hatten gegen die Fusionspläne von Konzernchef Heinrich Hiesinger protestiert. "Stop Stahl-Exit" und "Stahl ist Zukunft" hießen die Parolen. Inzwischen hat die IG Metall mit dem Management einen Tarifvertrag vereinbart, der eine Beschäftigungsgarantie für neun Jahre enthält. Ihre Zustimmung zu dem Joint Venture im Aufsichtsrat machen die Arbeitnehmervertreter allerdings vom Ergebnis zweier Gutachten abhängig, die unter anderem die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens unter die Lupe nehmen sollen. Thyssenkrupp und Tata wollten die Transaktion bis Jahresende abschließen.

Ungemach droht dem Stahlgeschäft aus den USA. Präsident Donald Trump will in den nächsten Wochen über Beschränkungen für Stahlimporte entscheiden. Thyssenkrupp liefert zwar rund zwei Drittel seiner Mengen an Kunden in einem Umkreis von 500 Kilometern um den Hauptstandort Duisburg. Das Geschäft mit Blechen für die Automobil- und Verpackungshersteller in den USA ist aber auch ein wichtiges Standbein.

Selbst wenn deutsche Konzerne nicht von Trumps Zöllen betroffen wären, könnten sie in Europa unter weiteren Druck von Importen aus Asien geraten.

(rtr)
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