Bonn Telekom-Router sollten heimlich gekapert werden

Bonn · Der Bundesinnenminister sagt: "Es ist gut, dass nichts Schlimmeres passiert ist." Die Telekom bietet neue Software an.

Telekom-Störung: Was tun, wenn das Internet nicht mehr funktioniert?
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Was tun, wenn das Internet nicht mehr funktioniert?

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Foto: dpa, fg sab

Die Deutsche Telekom gerät wegen des zeitweisen Ausfalls von 900.000 Internetroutern ihrer Kunden zunehmend unter Druck. So kritisiert der Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek (CDU) gegenüber unserer Redaktion, dass der Bonner Konzern seine Router zum großen Teil vom taiwanesischen Billiganbieter Arcadyan kaufe, der seiner Meinung nach nicht höchsten Sicherheitsstandards genügt. "Solche Billigtechnik aus China muss raus aus der Telekommunikation." In Deutschland würden in Berlin bei AVM ("Fritz Box") und Lancom in Aachen exzellente Router gebaut, bei denen die Software Angriffe abwehre, ohne abzustürzen.

Die Telekom meinte dagegen gestern, die Sicherheitstechnik der Router habe leidlich funktioniert. Eigentlich hätten Hacker versucht, schadhafte Software weltweit in Internetrouter einzuschleusen, um diese danach für koordinierte Angriffe gegen Unternehmen oder Netzwerke zu nutzen. Doch die Router der Telekom hätten die Software nicht aufgenommen, und seien erst in diesem Zusammenhang abgestürzt. "Der Angriff war nicht erfolgreich", erklärt der Konzern. Bundesinnenminister Thomas de Maizière teilt diese Einschätzung des halbstaatlichen Konzerns: "Es ist gut, dass nichts Schlimmeres passiert ist."

Sowohl de Maizière wie die SPD-Bundestagsfraktion forderten schärfere Haftung, damit Unternehmen Sicherheitslücken stärker schließen. "Ich finde, wir müssen auch bei IT-Produkten eine Produkthaftung einführen, die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann.

Die Telekom erklärte dagegen, es sei nie ganz zu vermeiden, dass im Internet neue Angriffe versucht würden - entscheidend sei, bekanntgewordene Sicherheitslücken schnell zu schließen. Und obwohl der Konzern eines der besten Cyber-Security-Zentren Europas betreibt, muss er einräumen, versagt zu haben: Man habe nach Bekanntwerden des Angriffes mit "Filtermaßnahmen im Netz" neue Attacken verhindert, heißt es. Umgekehrt bedeutet dies aber, dass die Filter vor der Attacke nicht funktionierten.

Betroffenen Kunden rät das Bonner Unternehmen, ihre Router komplett abzuschalten, damit diese beim Neustart eine verbesserte Software laden. Wer wolle, könne die Software auch direkt bei der Telekom laden. Betroffen sind vier Router der Eigenmarke Speedport unter den Bezeichnungen W 921 V, W 723 V, Typ B, W 504 V Typ A und Entry I. Nutzer anderer DSL-Router können dagegen im Moment beruhigt sein - ihre Geräte scheinen von den Attacken nicht tangiert zu sein. Insgesamt waren rund 900.000 Kunden betroffen - 20 Millionen hat die Telekom insgesamt in Deutschland im Festnetz.

Wie lange es dauern wird, bis alle betroffenen Geräte wieder einwandfrei laufen, ist unklar. Es werde "noch etwas dauern", bis alle notwendigen Software-Updates fertig sind, erklärte die Telekom.

(RP)
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