Düsseldorf/Berlin Tauziehen um Niki

Düsseldorf/Berlin · Zwei starke Anbieter wollen den insol-venten Ferienflieger neu starten lassen. Das hat Folgen für NRW: Alleine in Düsseldorf stehen acht Niki-Jets.

Der Air-Berlin-Ableger Niki hat eine große Chance auf einen erfolgreichen Neustart. Dies ergibt sich aus der gestrigen Zwischenbilanz zum Verkauf des insolventen Ferienfliegers. Der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther teilte mit, für das Unternehmen mit bisher 20 betriebenen Jets lägen fünf seriöse und verbindliche Angebote vor. Mit vier Bietern würde er nun weitere Gespräche führen. Dabei liegen aber nach Einschätzung von Insidern zwei Interessenten ganz vorne bei den Chancen: Es ist die von British Airways angeführte Gruppe IAG, zu der auch Iberia aus Spanien gehört. Und es ist der britische Tourismuskonzern Thomas Cook mit seinem Deutschland-Ableger Condor sowie Niki-Gründer Niki Lauda als Partner, der gleichzeitig aber auch unabhängig bietet.

Experten begrüßen, dass nun mindestens zwei potente Investoren um den Einstieg bei Niki werben. "Wir brauchen starke Wettbewerber gegenüber Eurowings als nun klarem Marktführer in Deutschland", sagt Wolfgang Schuldzinski, Leiter der NRW-Verbraucherzentrale. Er weist darauf hin, dass die Flugpreise in Deutschland, aber auch zu manchen Ferienzielen schon stark gestiegen seien, weil sowohl Air Berlin als auch Niki den Flugbetrieb wegen Insolvenz eingestellt hätten. "Damit die Preise wieder sinken, müssen andere Anbieter gerade auf wichtigen Strecken alternative Angebote zu Eurowings machen."

Dies sieht auch Heinrich Großbongardt so, Luftfahrt-Experte aus Hamburg. "Eurowings hat durch die Übernahme großer Teile von Air Berlin wie speziell der Luftfahrtgesellschaft Walter und ihren 33 Jets stark an Gewicht zugelegt. Wenn Niki also nun an einen starken Konkurrenten fällt, kommen die Preise wieder stärker unter Druck."

Allerdings würden die Bieter für Niki unterschiedliche Strategien wählen. British Airways/IAG würden die Start- und Landerechte von Niki inklusive vielen der rund 900 Mitarbeiter beim Billigflug-Ableger Vueling aus Barcelona unterbringen. Als Ergebnis wären bevorzugt Verbindungen auf früher von Air Berlin angebotenen Stadtstrecken zu erwarten, wie beispielsweise von Düsseldorf nach München oder von Hamburg nach Zürich. "Vueling ist ein typischer Billigflieger ähnlich zu Easyjet", sagt Großbongardt, "also wäre eine Integration von Niki bei Vueling speziell für Geschäftsreisende und Städtetouristen eine gute Nachricht."

Eher Ferienziele würden Thomas Cook und Condor mit den neuen Kapazitäten ansteuern, wenn sie den Zuschlag bekommen: "Die würden eher ihr klassisches Geschäft ans Mittelmeer oder vielleicht in die Karibik stärken wollen", meint Großbongardt, verweist aber auch auf Überschneidungen. "Vueling hat ja auch eine starke Präsenz in Palma de Mallorca. Also könnten wichtige Flugrechte von Düsseldorf nach Palma und zurück auch von Vueling genutzt werden."

Dabei wäre Düsseldorf als Standort wichtig bei einer Weitergabe von Niki. Rund 300 der 900 Niki-Mitarbeiter sind in der NRW-Hauptstadt beschäftigt, acht der 20 Jets standen hier - entsprechend viele Start- und Landerechte am äußerst begehrten Airport sind also weiterzugeben. "Niki hat zwar keine eigenen Jets mehr, aber attraktive Flugrechte", sagt ein Insider, "also würde ein Käufer entweder die Flotte von Niki mit neuen Leasing- oder Kaufverträgen übernehmen, oder eigene Jets entsenden."

Käme es so weit, könnte die EU-Kommission einen Triumph feiern: Sie hatte Lufthansa signalisiert, dass sie einen Kauf von Niki durch den Marktführer nicht akzeptieren würde - und zwar auch wegen der vielen Start- und Landerechte in Düsseldorf. Lufthansa hatte danach das Horrorgemälde an die Wand gemalt, Niki würde ohne die wöchentliche Finanzhilfe von zehn Millionen Euro durch Lufthansa sehr schnell ganz untergehen. Denn niemand sonst sei bereit, dieses Geld einige Monate zu zahlen, nur damit man dann später die Start- und Landerechte profitabel nutzen kann.

Aus Sicht der EU-Kommission sind British Airways/IAG bevorzugte Bieter. Aber ein Vertrag müsste schnell abgeschlossen werden. Bis Ende des Jahres solle es eine Vereinbarung geben, möglicherweise auch einige Tage später, sagte gestern Insolvenzverwalter Flöther.

Warum? Die Start- und Landerechte verfallen, falls Niki zu lange ohne klare Zukunft ist, nachdem der Flugverkehr am 13. Dezember beendet wurde.

(RP)
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