Styropor-Gesetz bedroht 10.000 Dachdecker-Jobs

Berlin (laha) Ein neues Gesetz sorgt für massive Probleme bei den Dachdeckern: Nach der Einstufung von Styropor als "gefährlichem Abfall" müssen diese das Material seit Oktober bei Müllverbrennungsanlagen gesondert entsorgen.

Das Problem: Viele Anlagen nehmen das Styropor nicht an. Die Betriebe bleiben dadurch auf ihrem Styropor sitzen - hunderte Baustellen stehen derzeit bundesweit still, rund 10.000 Beschäftige bangen um ihren Job. "Uns sind etliche Betriebe bekannt, die kurz vor den ersten Entlassungen stehen", sagt Jürgen Renner vom Dachdecker-Verband Nordrhein. Als Gründe würden die Entsorger die zu hohe Auslastung, fehlende Kapazitäten und die hohe Heizlast, die Styropor bei der Verbrennung erzeugt, nennen, sagt Renner: "Bei den Betrieben liegen die Nerven blank."

Die Dachdecker könnten dadurch auch Auftragsfristen oft nicht einhalten. Die Verbände fürchten, dass sich die Situation zum Frühjahr hin, wenn die Bausaison wieder im vollen Gange ist, weiter zuspitzen werde. Zusätzlich seien die Preise für die Entsorgung so dramatisch in die Höhe gestiegen, dass Bauherren die Kosten nicht dauerhaft stemmen können. Lag der Preis bis Ende September im Schnitt bei 165 Euro/Tonne, zahlt der Dachdeckerbetrieb aktuell im Schnitt 4000 Euro/Tonne.

Im NRW-Umweltministerium stuft man die Lage nicht mehr als dramatisch ein: "Nachdem eine zusätzliche Entlassregelung in Kraft getreten ist, haben 12 von 16 Entsorgungsanlagen in NRW die Zulassung, Styropor zu verbrennen", sagte eine Sprecherin: "Nach unserer Kenntnis hat sich die Situation deutlich entspannt."

Die Dachdecker-Verbände sehen das anders. Die Einschätzung des Ministeriums sei völlig betriebs- und praxisfern, sagt Claudia Büttner vom Deutschen Dachdeckerverband. Dass aufgrund der Regelung nun mehr Anlagen Styropor verbrennen dürften, sei richtig. In der Praxis würde dies aber nicht umgesetzt. "Allein gestern haben sich bei uns über 50 Dachdeckerbetriebe gemeldet, die nicht wissen, wie sie das Styropor loswerden sollen." Der Verband will sich in dieser Woche mit Vertretern des Umweltministeriums treffen und nach einer Lösung suchen.

(RP)
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