Berlin Studie: Schwarz-Rot halbiert Ausbautempo bei Ökostrom

Berlin · Die von Union und SPD im Koalitionsvertrag festgelegten neuen Ausbauziele für die erneuerbaren Energien in den kommenden Jahrzehnten führen nach einer neuen Studie zu einer Halbierung des bisherigen Ausbautempos beim Ökostrom. "Wird der Ausbau erneuerbarer Energien auf das von der Bundesregierung vorgesehene Maß reduziert, muss er gegenüber dem Trend 2010 bis 2012 mehr als halbiert werden", heißt es in der Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) für die Grünen-Bundestagsfraktion.

Der Anteil der Energie aus Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse am Bruttostromverbrauch soll laut Koalitionsvertrag bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent und bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent steigen. Derzeit erreicht die Ökostrom-Produktion bereits etwa 25 Prozent. Die frühere Bundesregierung war etwas ehrgeiziger und hatte bis 2020 einen Anteil von 35 Prozent, bis 2030 von 50 Prozent und bis 2050 von 80 Prozent für die erneuerbaren Energien angestrebt. Die SPD war jedoch in den Koalitionsverhandlungen am Widerstand der Union mit ihrer Forderung gescheitert, das Ökostrom-Ausbauziel bis 2035 auf 75 Prozent festzulegen.

Der neue Ausbaupfad lasse nur noch einen Zuwachs der erneuerbar erzeugten Strommenge von maximal sieben Terrawattstunden pro Jahr zu, so die Studie. Zwischen 2005 und 2012 sei die Strommenge aber um elf Terrawattstunden pro Jahr gestiegen. In den Jahren 2010 bis 2012 betrug er sogar 19 Terrawattstunden. Das Ausbautempo werde also gegenüber den vergangenen drei Jahren mehr als halbiert.

Den Privathaushalten brächte das aber kaum Einsparungen: Ein durchschnittlicher Haushalt müsste durch das reduzierte Ausbautempo 2015 nur rund 50 Cent pro Monat weniger für die Ökostrom-Umlage bezahlen, so das FÖS.

"Mit Windenergie an Land und Photovoltaik lässt sich inzwischen kostengünstiger Strom produzieren als mit neuen Kohlekraftwerken", sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. "Die Politik des Ausbremsens der Erneuerbaren schadet dem Industriestandort." Dadurch gerieten 370 000 Jobs in Gefahr.

(mar)
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