Essen Studie: Ruhrgebiet soll mit Rheinland kooperieren

Essen · Die RAG-Stiftung ließ Profis befragen. Ergebnis: Das Ruhrgebiet muss dringend seine Jugend halten.

Dem Ruhrgebiet bleiben für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung nur noch rund zehn Jahre. Der Region droht die Überalterung, weil Städte wie Berlin und München oder auch Köln und Düsseldorf zunehmend junge Leute anziehen. Also muss das Ruhrgebiet viel mehr tun, um diese Klientel zu halten und anzuziehen. Dabei sollte die in mehr als 20 Städte zersplitterte Region einerseits viel enger kooperieren und sich auch gemeinsam als "Metropole Ruhr" vermarkten, andererseits auch auf die Nähe zum Rheinland setzen.

Dies sind Ergebnisse einer neuen Studie. Die RAG-Stiftung führte sie mit Unterstützung des Forschungsinstituts Prognos durch und stellte sie gestern auf Zeche Zollverein in Essen vor. "Ohne junge Menschen zu binden, ist das Ruhrgebiet auf Dauer nicht lebenswert", sagte Werner Müller, Vorsitzender des Vorstandes der RAG-Stiftung und Ex-Bundeswirtschaftsminister.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die in Mülheim/Ruhr lebt, widersprach nicht. Sie betonte aber erreichte Erfolge. Die Hochschulen seien angesehen, die Region mit ihren fünf Millionen Einwohnern habe nach dem Ende der Steinkohleförderung überdurchschnittlich Erfahrung einen Wandel durchzustehen. Sie sagte aber auch: "Es ist wichtig, dass die Region moderner auftritt. Die Digitalisierung muss vorangetrieben werden."

Die Notwendigkeit zum Handeln bestätigte die Studie eindeutig. So meinten drei Viertel der 29 befragten Experten, dass die Region eine bessere Koordination der Verwaltung haben müsse - auch Kulturangebote sollten arbeitsteilig organisiert sein. Die große Mehrheit dieser Experten meint auch, dass das Ruhrgebiet sich als "Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr" verstehen soll - auch weil dies im Ausland sowieso so gesehen werde. Dabei gehörten zu den 29 Interviewten der Zukunftsforscher Peter Wippermann, der Soziologe Michael Hartmann, der Bevölkerungswissenschaftler Reiner Klingholz, mehrere ausländische Wissenschaftler - aber auch Evonik-Chef Klaus Engel.

Als größtes Risiko für das Ruhrgebiet identifiziert die Studie den Trend, dass junge Leute zunehmend mobil sind und sich in besonders gefragten Städten konzentrieren. Allerdings wies NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) bei der Diskussion darauf hin, dass es in NRW speziell in Köln und Düsseldorf schon eine sehr rege Szene von Gründerfirmen gäbe. Im Ruhrgebiet sei wichtig, dass sich Konzerne und Mittelständler stärker für Ideen von jungen Leuten öffneten.

Als Mittel, um der Überalterung zu begegnen, nennt die Studie mehr Zuwanderung. Hannelore Kraft wies darauf hin, ihre Partei setze sich auch darum für ein Einwanderungsgesetz ein - was dann aber etwas anderes wäre als die humanitäre Aufnahme von Flüchtlingen.

(RP)
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