Düsseldorf Strompreise für Industrie sinken

Düsseldorf · Verbraucher müssen im Schnitt zehn Prozent mehr zahlen. Energieintensive Firmen werden dagegen so stark entlastet, das ihre Kosten sinken.

Zum Jahreswechsel haben 700 Versorger in Deutschland die Strompreise für private Verbraucher erhöht. Im Schnitt müssen die Haushalte zehn Prozent mehr zahlen. Die energieintensive Industrie, zu denen Aluminium-Unternehmen und Stahlwerke gehören, scheint glimpflicher davonzukommen. Einer Studie zufolge werden die großen Stromverbraucher in der Industrie dank großzügiger Ausnahmeregelungen nicht durch steigende Strompreise im Zuge der Energiewende belastet.

Der Stromeinkaufspreis für Großabnehmer habe sich von Januar 2008 bis Oktober 2012 sogar um 22 Prozent verringert, hat das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft in einer Studie für die Grünen-Bundestagsfraktion ermittelt. Mehr noch: Im gleichen Zeitraum hätten die Stromeinkaufspreise sieben Prozent unter dem Durchschnitt der anderen europäischen Energiebörsen gelegen.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte, es sei absurd, dass Wirtschaftsminister Philipp Rösler von der Belastung der Industrie warne. "Er erfindet immer neue Entlastungen für die Industrie, die immer weniger für Strom bezahlt. Diese Entlastungen führen aber zu den immer höheren Strompreisen für die Verbraucher."

In der Tat: Mittlerweile ist die Hälfte des Stroms, den die deutsche Industrie verbraucht, zumindest teilweise von der Abgabe für erneuerbare Energien befreit, wie aus den Statistiken des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervorgeht. Laut BDEW sind die Strompreise für Haushalte und gesamte Wirtschaft seit 1998 um 50 Prozent gestiegen.

Bei den Haushalten entfallen mittlerweile 45 Prozent der Stromausgaben auf Steuern und Abgaben, bei der Industrie insgesamt sind es 31 Prozent. Der BDEW sah sich aber nicht imstande, etwas zur Belastung speziell der energieintensiven Industrie zu sagen.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, der sonst gerne für eine klare ordnungspolitische haltung ficht, verteidigt dagegen die Privilegien. "Viele energieintensive Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, wären ohne Sonderregelungen in Deutschland nicht überlebensfähig", betont DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort