Washington Stiften ist steuerseliger als spenden

Washington · Die Stiftung hilft Zuckerberg, Hunderte Millionen Dollar zu sparen.

Mark Zuckerbergs Milliardenspende bedeutet auch, dass er für sich selbst Gutes tut, so wie es Amerikas große Philanthropen seit jeher praktiziert haben, von John D. Rockefeller und Andrew Carnegie bis hin zu Warren Buffett und Bill Gates. Die Zuwendungen werden ihm helfen, seine Steuerlast beträchtlich zu mindern.

Den Marktwert der Aktien, die er der "Chan Zuckerberg Initiative LLC" überträgt, kann er in dem Jahr, in dem dies geschieht, von der Steuer absetzen. Angenommen, er transferiert 2016 eine Milliarde Dollar an Aktienvermögen auf die Konten seiner neu gegründeten Gesellschaft, dann kann er die Summe in voller Höhe von seinem zu versteuernden Einkommen abziehen. Damit würde er voraussichtlich 333 Millionen Dollar, ein Drittel des Betrags, an Abgaben sparen. Das rechnet Robert Wood vor, ein aufs amerikanische Steuerrecht spezialisierter Anwalt aus San Francisco. Wenn Zuckerbergs LLC die Papiere schließlich mit Gewinn veräußert, braucht sie, im Unterschied zu jedem normalen Aktienverkauf in den USA, darauf keine Kapitalertragssteuer zu zahlen. Das Modell rechnet sich - nur, dass der Fiskus dabei leer ausgeht. Interessant ist auch die Frage, was geschieht, sollte der Börsenkurs von Facebook irgendwann auf Talfahrt gehen. An den Summen, die der Unternehmensgründer gemäß dem aktuellen Marktwert von seinem Einkommen abziehen konnte, ändert es nachträglich natürlich nichts.

David Yermack, Professor für Finanzökonomie an der New York University, hat dem Phänomen eine ausführliche Studie gewidmet: "Deductio ad Absurdum. Wie Firmenchefs ihren Familienstiftungen Aktien vermachen". Bisweilen, so Yermack, griffen hoch bezahlte Manager zu diesem Mittel, um sich rechtzeitig eines Aktienpakets zu entledigen, bevor man ihnen nachsagen könne, sie hätten sich durch anrüchigen Insider-Handel bereichert. Es stelle sich die Frage, ob es Sinn mache, dies auch noch staatlich - in Form der Abzugsmöglichkeiten - zu fördern.

Die Limited Liability Company (LLC), die Rechtsform, die Mark Zuckerberg und Priscilla Chan für ihr Mäzenatentum wählen, erfreut sich in den Vereinigten Staaten großer Beliebtheit. Es handelt sich um eine Art Hybrid: Die Charakteristika einer Corporation, einer Kapitalgesellschaft, verbinden sich mit denen einer Partnership, einer Personengesellschaft. Grundsätzlich haften die Gesellschafter nicht persönlich für die Verbindlichkeiten der LLC. Nach der Definition der Finanzbehörden gilt eine LLC, anders als eine Corporation, nicht als Unternehmen. Ergo wird nicht sie veranlagt, veranlagt werden vielmehr ihre Gesellschafter, und zwar nach den Sätzen ihrer privaten Einkommenssteuer. Angesichts der vergleichsweise hohen Unternehmenssteuern der USA kann das Modell schon deshalb zu erheblichen Spareffekten führen.

(RP)
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