Cottbus/Essen Steag setzt auf Braunkohle-Stiftung

Cottbus/Essen · Am Mittwoch endet die Bieterfrist für die Lausitzer Kohle. Der Essener Konzern will kein verbindliches Angebot abgeben.

 Das Kraftwerk Walsum 10

Das Kraftwerk Walsum 10

Foto: Archivfoto

Heute endet die Bieterfrist für die ostdeutsche Braunkohle, die im Besitz des schwedischen Energieriesen Vattenfall ist. Die Steag, der fünftgrößte deutsche Stromkonzern, wird kein Kaufangebot abgeben. Das wurde aus Unternehmenskreisen bekannt. Stattdessen wird die Steag den Schweden vorschlagen, die zum Verkauf stehenden Tagebaue und Kraftwerke in eine privatrechtliche Stiftung zu überführen. Der einzige deutsche Interessent für das Lausitzer Revier will mit dem australischen Finanzinvestor Macquarie durch Verträge mit der Stiftung Betriebsführung und Stromvermarktung abwickeln.

Ein solches Modell würde die im Besitz von NRW-Stadtwerken befindliche Steag von allen Risiken der weiteren Strompreisentwicklung und politischer Entscheidungen für einen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung in Deutschland freistellen. Die Gewerkschaft IG BCE hatte kürzlich ein Fondsmodell für die gesamte deutsche Braunkohlewirtschaft ins Gespräch gebracht. Danach soll das Geld, das die Braunkohle in guten Jahren verdient, für schlechte Jahre angespart werden. Falls das nicht reicht, soll der Stromkunde über erhöhte Netzentgelte die Braunkohle wettbewerbsfähig halten, die aus Sicht der Gewerkschaft noch bis 2045 für die Versorgungssicherheit nötig ist.

Aus Sicht der Steag besteht der Charme des Vorschlags auch darin, dass sich der Aufsichtsrat nicht damit befassen muss, wie aus Aufsichtsrats-Kreisen verlautet. Eine Sitzung sei daher auch nicht einberufen worden. Die Steag ist im Besitz von sieben NRW-Stadtwerken. Vier der hinter ihnen stehenden Kommunen hatten bereits erklärt, dass sie gegen den Kauf der ostdeutschen Kohle sind. Entsprechend hätte dem Steag-Management im Aufsichtsrat einiger Gegenwind gedroht. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) hatte der Steag im Januar mit der Kommunalaufsicht gedroht und gemahnt: "Es ist nicht die Aufgabe von Stadtwerken im Ruhrgebiet, Braunkohle-Jobs in der Lausitz zu erhalten."

Von den beiden tschechischen Interessenten für das Lausitzer Revier, dem staatlichen Konzern CEZ und dem in privater Hand befindlichen Konzern EPH, wird im Laufe des heutigen Tages eine Erklärung zu einem verbindlichen Kaufangebot erwartet. Die beiden sind zwar grundsätzlich interessiert und bei Kasse, doch wegen des Verfalls der Großhandelspreise hat die Braunkohle massiv an Wert verloren. Es ist bereits von negativen Preisen die Rede. Zum Verkauf stehen 13 Kraftwerksblöcke (8000 Megawatt) sowie vier Tagebaue. Es geht um 8000 Mitarbeiter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort