Düsseldorf Skifahren in NRW hat keine Zukunft

Düsseldorf · Der Klimawandel schreitet schneller voran als gedacht. Mehr Stürme, Hochwasser, Hitzeperioden und die Ausbreitung von Krankheitserregern sind die Folge. In der Bundesregierung gibt es nun Fortschritte beim Klimaschutzplan.

In Nordrhein-Westfalen schreitet der Klimawandel schneller voran als erwartet. "Es hat uns überrascht, dass die Erwärmung in den vergangenen Jahren schon so stark zugenommen hat", sagte Antje Kruse, Fachbereichsleiterin beim Landesumweltamt NRW, bei Vorlage des Klimaberichts. Demnach stieg die mittlere Jahrestemperatur seit 1881 um 1,4 Grad Celsius. Elf der 20 wärmsten Jahre wurden zwischen 2000 und 2016 gemessen. "Der Klimawandel ist real. Er trifft uns auch in NRW und wird die Art und Weise, wie wir leben, wohnen und arbeiten, in Zukunft stark beeinflussen", sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Es werde mehr Stürme, Starkregen mit Überschwemmungen und mehr heiße Tage geben.

Der Bericht belegt, dass die Folgen des Klimawandels sich bereits auch in jenen Regionen nachweisen lassen, die weltweit nicht zu den am stärksten betroffenen zählen. Dennoch sind die Schäden hierzulande gravierend: Allein das Unwetter in Münster vor zwei Jahren verursachte nach Angaben der Versicherungswirtschaft einen Sachschaden von rund 200 Millionen Euro.

Weitreichende Folgen wird der Klimawandel auch für den Ski-Tourismus in NRW haben. So hat sich die Zahl der Schneetage am Kahlen Asten, dem zweithöchsten Berg des Landes, zwischen 1955 und 2015 um 25 Tage im Jahr reduziert. "Es ist auf lange Sicht nicht mehr sinnvoll, in Ski-Infrastruktur zu investieren", sagte Kruse. Die betroffenen Regionen müssten sich nach Alternativen umschauen, sagte auch Umweltminister Remmel. Der Einsatz von Skikanonen sei nur eine vorübergehende Lösung. Dass der Winter sich infolge des Klimawandels im Schnitt um zwölf Tage verkürzt, bedeutet dem Bericht zufolge eine frühere Blütezeit von Hasel oder Apfel. Die Pflanzen würden durch Spätfrost erheblich geschädigt, die Ernte beeinträchtigt. Mit den wärmeren Wintern breiten sich auch Krankheiten stärker aus. Mücken aus der Gattung der Gnitzen etwa übertragen die Tierseuche Blauzungenkrankheit, Zecken die auch für Menschen gefährliche Borreliose.

Zudem führt der Klimawandel dazu, dass heimische Arten von eingewanderten verdrängt würden. Einige davon seien so dominant, dass sie als Schädlinge gelten müssten, heißt es im Bericht. Dazu zählen Pflanzen wie das Brasilianische Tausendblatt oder der Große Wassernabel, die binnen weniger Wochen ganze Gewässer bedecken und zum "Umkippen" bringen. Für den grünen Umweltminister unterstreicht der Bericht, dass der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen vorangetrieben werden muss. Industrie und Wirtschaft könnten den größten Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Remmel: "Klar ist, dass wir über einen Kohlekonsens diskutieren müssen, den wir ähnlich organisieren wie den Atomausstieg."

Unterdessen hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) mitgeteilt, er habe sich mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf die Formulierungen im umstrittenen Klimaschutzplan der Bundesregierung geeinigt. Gestern hatte es eine letzte Verhandlungsrunde der Staatssekretäre gegeben. Dem Vernehmen nach ist dabei ein Plan festgezurrt worden, der sich nun kaum mehr ändern werde. In Regierungskreisen wird daher davon ausgegangen, dass der Klimaschutzplan an diesem Mittwoch vom Kabinett verabschiedet werden wird. Ein Treffen der betroffenen Minister sei jedenfalls nicht mehr nötig.

Inhaltlich kam es aber noch zu einigen Änderungen. Zwar konnte sich das Bundesfinanzministerium nicht durchsetzen, eine Passage zur Schaffung einer Klimaschutzkommission zu streichen. An anderen Stellen verfügte das Ressort von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) jedoch noch Entschärfungen. Beispiel: In dem konsolidierten Entwurf, der das Datum 7. November 11.15 Uhr trägt und unserer Redaktion vorliegt, ist nun nur noch ein abgeschwächter Satz zur Förderung des Fußgänger- und Radverkehrs zu finden. Zuvor war in dem Entwurf von einer "kontinuierlich und deutlich ansteigenden finanziellen Förderung konkreter Aktivitäten" die Rede, jetzt heißt es darin nur "finanzielle Förderung". Zudem wurde beispielsweise im Absatz zur Vorbildfunktion einer klimaneutralen Bundesverwaltung die Jahreszahl "bis 2030" gestrichen.

Zum Thema Kohleausstieg heißt es in dem Entwurf, die Stromgewinnung aus Kohle werde verringert - ein Ausstiegsdatum wird jedoch nicht genannt. Neue Investitionen in Kohlekraftwerke oder den Ausbau von Tagebauen soll es nicht geben. Im Verkehrsbereich sollen Neuwagen ab 2030 "grundsätzlich" in der Lage sein, ohne Diesel oder Benzin auszukommen.

Und auch das Agrarressort setzte sich teils durch: So wurden Pläne gestrichen, die Tierbestände in der Landwirtschaft zu dezimieren, um umweltschädliche Emissionen zu reduzieren. Außerdem gestrichen: Das Prüfvorhaben der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer für tierische Produkte von derzeit sieben auf den Regelsatz von 19 Prozent anzuheben.

(RP)
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