Börse Schuldenstreit drückt Dax wieder unter 11.000 Punkte

Frankfurt/Main · Der griechische Schuldenstreit hatte den deutschen Aktienmarkt auch am Dienstag fest im Griff. Widersprüchliche Aussagen aus Brüssel und Berlin machten es dem Dax schwer, nach dem Kursrutsch des Vortages eine Richtung zu finden.

Alexis Tsipras - selbsternannter Retter Griechenlands
11 Bilder

Das ist Alexis Tsipras

11 Bilder
Foto: dpa, sp ase tba

Am Ende überwog die Vorsicht, zumal auch an den US-Börsen die Anfangsgewinne abbröckelten - der Dax schloss unterhalb der psychologisch wichtigen 11 000-Punkte-Marke und verlor 1,25 Prozent auf 10.945 Punkte. Für den Juni verbuchte der deutsche Leitindex damit ein Minus von mehr als vier Prozent.

Der MDax der mittelgroßen Werte ging am Dienstag 0,93 Prozent schwächer bei 19.622 Punkten aus dem Handel. Beim Technologiewerte-Index TecDax fiel das Minus von 0,34 Prozent auf 1642,21 Punkte vergleichsweise bescheiden aus.

In Paris und London ging es ebenfalls deutlich bergab. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stand zum europäischen Börsenschluss noch moderat im Plus. Wenige Stunden vor dem Ablaufen des aktuellen Hilfsprogramms brachte die griechische Regierung ein neues, drittes Hilfsprogramm ins Spiel, über das die Euro-Finanzminister (Eurogruppe) ab 19.00 Uhr in einer Telefonkonferenz debattieren wollen. Dagegen sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel, Deutschland wolle vor einem Referendum in Griechenland nicht über den neuen Hilfsantrag aus Athen beraten.

Am Wochenende hatte Athens Regierungschef Alexis Tsipras angekündigt, die Griechen an diesem Sonntag (5. Juli) über die von den Geldgebern geforderten Reformen abstimmen zu lassen, und damit die Verhandlungen zunächst zum Scheitern gebracht. Zudem will Griechenland eine fällige Kreditrate des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht fristgerecht zurückzahlen.

Zudem droht dem deutschen Aktienmarkt auch Ungemach aus Übersee, glaubt Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Der neue Gegenwind für den Dax kommt nicht aus Griechenland, sondern aus den USA. Dort bahnt sich die erste ernsthafte Korrektur am Aktienmarkt seit Monaten an."

Bei den deutschen Einzelwerten eroberten die Aktien von K+S mit plus 3,90 Prozent die Dax-Spitze. Die Papiere des Kasseler Salz- und Düngemittelkonzerns profitieren weiter von Übernahmefantasien. Dem "Handelsblatt" zufolge hält K+S eine Offerte des kanadischen Wettbewerbers Potash von rund 41 Euro pro Aktie für zu niedrig.

Noch schwankungsfreudiger als der Gesamtmarkt zeigten sich die Papiere des Verpackungsspezialisten Gerresheimer: Sie knickten zeitweise um über 7 Prozent ein, nachdem Gerresheimer den Verkaufs des Geschäfts mit Röhrengläsern verkündet hatte. Dann aber kletterten sie an die MDax-Spitze und gewannen zum Schluss 3,54 Prozent.

Am deutschen Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,63 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 138,36 Punkte. Der Bund-Future sank nach dem starken Vortag um 0,12 Prozent auf 152,15 Zähler. Der Euro notierte zuletzt bei 1,1159 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB)
den Referenzkurs auf 1,1189 (Montag: 1,1133) US-Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,8937 (0,8982) Euro.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort