Schöner Schein

Kryptowährungen sind derzeit ein großes Thema an den Finanzmärkten. Der Kursanstieg war schwindelerregend, aber ein Investment in Bitcoin und Co. birgt große Risiken. .

Jeder kennt das Rechenbeispiel: Sobald eine Aktie durch die Wolken geschossen und auf einem Allzeithoch gelandet ist, hört man die Leute sagen: "Wenn ich vor zehn Jahren 100 Euro investiert hätte...". Am Ende derlei Sätze steht meist das Wort "Millionär". Unweigerlich fragt man sich, ob man nicht vielleicht eines Tages auch einmal zu denen gehört, die solche Sätze nicht sagen müssen - weil man vor zehn Jahren tatsächlich in Aktien investiert hat und damit reich geworden ist. Ähnlich verhält es sich heutzutage mit dem Bitcoin und anderen Kryptowährungen, also digitalen Währungen, die man nicht im Portemmonaie mit sich herumträgt ode auf dem Spar- oder dem Festgeldkonto gebunkert hat.

Im Grunde ist es bei den Bitcoins ja noch mal stärker als bei Aktien. Binnen eines Jahres hat sich der Wert 2017 verzwanzigfacht, und das ist an der Börse nur selten getoppt worden, bestenfalls in der Neue-Markt-Blase zu Beginn des Jahrtausends. Allein der Vergleich zeigt aber auch, wie viel Risiko bei einem Investment in Kryptowährungen dabei ist. Lange Zeit schien der Kurs des Bitcoin kein Abwärts zu kennen. Aber der schöne Schein ist weg. Der Kurs brach zwischenzeitlich auf weniger als 7000 Dollar ein. Die Absturzgefahr ist also riesig, und deshalb ist Krypto als Geldanlage auch nur etwas für Zocker.

Wie konnte der Bitcoin-Kurs so nach oben schießen? Betrachtet man das Phänomen allein ökonomisch, könnte man alles mit der Gier der Menschen erklären. Wenn etwas immer mehr an Wert gewinnt, neigt der Mensch zum Kaufen, weil er vom Boom profitieren will. Aber die Kursexplosion hat natürlich auch damit zu tun, dass manche bei allen modernen Formen des Zahlungsverkehrs dabei sein wollen. Warum sollte alles digital sein, nur das Geld nicht?

Wie so oft haben Anleger beim Bitcoin-Rausch nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass die wundersame Wertvermehrung nicht ewig währen muss, sondern dass der Kurs auch fallen kann. Risikobewusstsein ist oft Fehlanzeige.

Genau darüber sollten sich Anleger aber klar sein und die generelle Weisheit beherzigen: rechtzeitig mal Gewinne mitnehmen, nie Geld investieren, das man kurzfristig braucht (weil man dann gezwungen sein könnte, in einer Abschwungphase zu verkaufen), immer nur einen Teil seines Ersparten investieren. Je schwankungsanfälliger ein Investment ist, umso kleiner sollte der Teil sein. Denn irgendwann könnten die Preise abstürzen, weil das das Produkt an Reiz verliert.

Bei den Kryptowährungen könnte das so sein, weil die Stimmen, die nach stärkerer Regulierung rufen, immer lauter werden. Sollten Notenbanken und Staaten auf die Idee kommen, den Zahlungsverkehr zu reglementieren, oder würden Termingeschäfte auf Bitcoin-Kurse verboten, könnte der Kurs abstürzen. In Japan haben Finanzaufseher zwei Handelsplattformen gezwungen, den Betrieb vorübergehend einzustellen, und gegen vier weitere Börsen Strafen verhängt, die US-Börsenaufsicht SEC will digitale Handelsplätze ebenfalls stärker als bisher überwachen. Das hat den Kurs deutlich sinken lassen - binnen weniger Tage um mehr als 1500 Dollar. Investoren wenden sich ab, andere folgen wie die Lemminge, um ihre Verluste zu begrenzen, die Kurse stürzen ab - im Extremfall ins Bodenlose. Unabhängig von Akteuren, die eh lieber im Verborgenen arbeiten, weil sie mit Drogen und/oder Waffen handeln und ihre Geschäfte natürlich anonym abwickeln wollen. Wer mit Kriminalität verdientes Geld waschen will, der findet im Darknet natürlich den richtigen Ort.

Hilfreich für Anleger: Wenn Sie Zahlungen in Bitcoin erhalten, bieten einige Dienstleister den sofortigen Umtausch in eine lokale Echt-Währung an. Damit schützt man sich gegen die extremen Kursschwankungen, die beispielsweise Ende 2017/Anfang 2018 zu beobachten waren.

Auch wichtig: Wer in Bitcoin gezahlt hat, kann das nur kurze Zeit rückgängig machen. Deshalb sollte man Zahlungsverkehr in Kryptowährungen nur mit Personen und Organisationen pflegen, die man kennt und die vertrauenswürdig sind. Und wer mit Bitcoins Geld verdient, sollte nicht vergessen, dass er verpflichtet ist, diese Erträge in seiner Steuererklärung anzugeben. Wenn er mit seinem Kryptogeld denn tatsächlich Gewinn gemacht hat.

(RP)
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