Angeschlagener Energiekonzern Wegen RWE droht Städten Millionen-Abschreibung

Essen · RWE-Chef Peter Terium macht den Aktionären Kummer. Seit seinem Amtsantritt im Juli 2012 hat sich der Wert der RWE-Aktie halbiert. Nach der Zwischenbilanz vor einer Woche beschleunigte sich die Talfahrt. Analysten erklärten dies damit, dass RWE keinen Ausweg aus der Krise aufzeige und die Dividende zu fallen drohe. Am Donnerstag notierte die RWE-Aktie bei gut 15 Euro. Das wird zum Problem für die Städte, die 25 Prozent an RWE halten: Ihnen drohen Millionen-Abschreibungen wegen des Wertverlustes.

Der RWE-Vorstandsvorsitzende Peter Terium.

Der RWE-Vorstandsvorsitzende Peter Terium.

Foto: dpa, obe pzi

Allein für die Stadt Essen könnte es dabei um 180 Millionen gehen. "Sollte der Börsenkurs, wie derzeit zu erwarten, zum Jahresende unter dem Schlusskurs des Vorjahres (25,65 Euro) liegen, würde die Stadt Essen in ihrer Bilanz eine entsprechende Wertberichtigung vornehmen", sagt Lars Martin Klieve, Kämmerer der Stadt Essen, unserer Redaktion. Laut Gemeindehaushaltsverordnung müssen Kommunen bei einer dauerhaften Wertminderung ihr Anlagevermögen abschreiben.

Da ein Teil der Aktien nach dem Ertragswert bilanziert wird, würde eine mögliche Kürzung der Dividende zu einer weiteren Abschreibung führen. "Alles in allem könnte das aktuell mit bis zu 180 Millionen Euro zu Buche schlagen", so Klieve. Dies würde sich in vollem Umfang auf das ohnehin schon negative Eigenkapital auswirken. Entsprechend ist die Stadt dann gehalten, gegenzusteuern — etwa mit Ausgaben-Kürzungen. Die Stadt Essen, die 3,03 Prozent an RWE hält, hatte bereits für 2013 rund 680 Millionen auf RWE abgeschrieben.

Die Stadt Dortmund hat nach Auskunft ihres Sprechers bislang noch keine Abschreibung auf RWE vorgenommen: Man habe die Aktie im Schnitt bisher hinreichend günstig in den Büchern stehen gehabt.

Einige Analysten erwarten, dass RWE die Dividende von einem Euro auf 60 oder gar 50 Cent je Aktie senkt. Im Konzern brennt es an vielen Stellen. Zum Branchenproblem, wonach Kohle- und Gaskraftwerke kaum noch Geld verdienen, kommen hausgemachte Probleme hinzu. In Großbritannien (npower) ist der Gewinn um 50 Prozent eingebrochen: RWE bekommt Probleme mit dem Abrechnungssystem nicht in den Griff, 100.000 Kunden liefen davon.

Um Entschlossenheit zu demonstrieren, feuert Terium bei npower nun Vorstands- und Finanzchef. Neuer npower-Chef soll (wie berichtet) der frühere Ökostrom-Manager Paul Coffey werden. Das Ganze fällt auf Terium zurück: "Die Rahmenbedingungen der Branche hat Terium nicht zu verantworten, internes Missmanagement schon", sagte Fondsmanager Thomas Deser der Agentur Reuters.

Das Personalkarussell dreht sich auch im RWE-Aufsichtsrat weiter: Gleich drei der zehn kapitalseitigen Vertreter wollen oder sollen im Frühjahr gehen. Daimler-Chef Dieter Zetsche will ausscheiden, hieß es am Donnerstag. Er ist ein Segel-Freund von Jürgen Großmann, der bis 2012 RWE führte, und saß seit 2009 im Aufsichtsrat. Nun hat Zetsche offenbar die Lust verloren, den Krisenkonzern weiter zu kontrollieren.

Zudem will Aufsichtsrats-Chef Manfred Schneider abtreten, Ekkehard Schulz (Ex-Chef von ThyssenKrupp) soll gehen. Schneider will Werner Brandt (Ex-SAP-Finanzvorstand) zum Nachfolger für sich machen. Die Städte, die vier Aufsichtsratssitze haben, wollen dagegen Werner Müller, Chef der RAG-Stiftung.

(anh)
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