Essen RWE: Nach Gewinnsturz droht Dividenden-Halbierung

Essen · In England laufen 200.000 Kunden davon. Der Konzern prüft Kraftwerks-Schließungen. Die Aktie fällt um zehn Prozent.

Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern kommt nicht aus dem Tal der Tränen. In den ersten neun Monaten fiel der Gewinn (Ebitda) um sechs Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Der für die Berechnung der Dividende wichtige bereinigte Gewinn brach sogar um 29 Prozent auf 545 Millionen Euro ein; das prognostizierte Ziel für das Gesamtjahr werde erreicht, aber wohl nur knapp, erklärte RWE.

Nun bereiten sich die Städte, die 25 Prozent der RWE-Aktien halten, auf eine kräftige Senkung der Dividende vor: Dortmund geht in seiner Finanzplanung von 85 Cent je Aktie aus, Essen von 50 bis 60 Cent. Für 2014 hatte RWE noch einen Euro gezahlt. Bei einer Senkung auf 50 Cent würden die Kommunen 75 Millionen Euro verlieren. RWE-Finanzvorstand Bernhard Günther sagte: "Es gibt noch viele Unstimmigkeiten, noch ist nichts entschieden."

Unstimmig ist auch das Bild, das RWE bietet: Die Kraftwerks-Krise verschärft sich. Wegen des Verfalls der Börsenstrompreise verdienen die Kohle- und Gaskraftwerke immer weniger Geld. Das Ergebnis der Sparte hat sich auf 376 Millionen halbiert. Nun sollen weitere 800 Stellen gestrichen werden. "Weitere Kraftwerks-Schließungen sind nicht ausgeschlossen", sagte Günther. RWE prüfe auch, ob Abschreibungen nötig sind. Eon hatte am Vortag Milliarden-Abschreibungen verkündet. Auch eine Abspaltung nach dem Vorbild von Eon ist nicht ausgeschlossen: "Wir streben keine Abspaltung an, können sie uns aber vorstellen", sagte Günther.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme. In Großbritannien, dem nach Deutschland zweitwichtigsten Markt für RWE, liefen dem Konzern 200.000 Kunden davon, weil die Einführung eines neues Abrechnungssystems misslang. Das führte zu einem Verlust von 87 Millionen Euro. RWE wagt keine Prognose, wann man dort wieder Geld verdient.

Zudem muss der Konzern trotz sinkender Gewinne mehr Steuern zahlen. Verluste beim Kohle- und Gasstrom kann er aus organisatorischen Gründen nicht mehr gegen andere Gewinne verrechnen. "Das Problem wird die nächsten Jahre bestehen", räumte Günther ein.

Lichtblicke gab es beim Ökostrom. Hier sprang der Gewinn nach dem Anschluss zweier Windparks auf gut 500 Millionen Euro in die Höhe. Allerdings hat der Konzern kein Geld mehr, um das Geschäft weiter auszubauen. Er hat die Investitionen bereits massiv gekürzt.

An der Börse kamen die Prognosen gar nicht gut an. Die RWE-Aktie brach um zehn Prozent auf elf Euro ein und war größter Dax-Verlierer. Seit Jahresbeginn hat sie 51 Prozent verloren, Eon 35 Prozent.

(anh)
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