Essen Gewinneinbruch bei RWE-Ökostrom

Essen · Die Tochter Innogy bleibt hinter den Erwartungen zurück. Von einem grünen Konzern ist RWE weiter entfernt denn je. Zudem zweifeln Börsianer zunehmend am Verkauf der Öl-Fördertochter Dea. Die Aktie verlor gesten fast vier Prozent.

Für die RWE-Aktionäre hat das neue Jahr schlecht begonnen: Die Aktie ist weiter auf Talfahrt, seit Jahresanfang verlor sie über sieben Prozent. Allein gestern sackte sie zeitweise um 3,8 Prozent auf 22,80 Euro ab. Im Januar 2008 war sie mal über 100 Euro wert gewesen.

Dea-Verkauf stockt Börsianer in Frankfurt zweifeln zunehmend, ob aus dem Verkauf der Ölförder-Tochter Dea noch etwas wird. Die britische Regierung hat Bedenken gegen den Verkauf an den russischen Milliardär Michail Fridman und will den erforderlichen "Comfort Letter" nicht erteilen. Sie will angesichts der Ukraine-Krise den Russen keinen Zugriff auf britische Bodenschätze geben. Auch die von der "Financial Times" berichteten Versuche von RWE, die Dea-Gewinne in eine vor russischem Zugriff gesicherte Gesellschaft auszulagern, haben die Briten offenbar nicht überzeugt. Die Zeit drängt: Um den Verkauf noch für 2014 verbuchen zu können, wird es knapp. Sollte sich der Deal weiter verzögern, hätte Fridman womöglich Anspruch auf Strafzahlungen (Pönalen) von RWE. Und mittlerweile ist die Frage, ob Fridman angesichts des fallenden Ölpreises die Dea überhaupt noch will oder dankbar für einen Vorwand zum Ausstieg ist, wie man in Frankfurt spekuliert. Klar ist: RWE braucht die eigentlich vereinbarten fünf Milliarden Euro dringend, um von seinen Schulden (31 Milliarden) herunterzukommen. Sonst drohen schlechteres Rating und teurere Kreditfinanzierung. Die RWE-Sprecherin betonte aber: "Die Parteien arbeiten weiter daran, die Transaktion zum Abschluss zu bringen."

Ökostrom-Tochter lahmt Auch die Ökostrom-Tochter Innogy bleibt hinter früheren Erwartungen zurück. Zwar versicherte Innogy-Chef Hans Bünting gestern, Innogy wolle 2015 und 2016 operativ mehr verdienen, Wachstum sehe er vor allem beim Wind. Für 2014 sieht die Bilanz aber trübe aus: In den ersten drei Quartalen hat Innogy lediglich einen Gewinn (betriebliches Ergebnis) von 29 Millionen Euro eingefahren. In den ersten drei Quartalen 2013 waren es noch 111 Millionen Euro. Ursache seien die Abschreibung auf ein Biomasse-Kraftwerk in Schottland und Regulierungs-Ärger in Spanien, so Innogy. In Konzernkreisen heißt es, für 2014 insgesamt schaffe Innogy nur einen Gewinn in zweistelliger Millionen-Höhe. Dazu wollte sich Bünting nicht äußern und verwies auf die Veröffentlichung der Konzernbilanz. 2013 hatte Innogy immerhin noch 200 Millionen Euro Ergebnis geschafft. Innogy-Gründer Fritz Vahrenholt hatte einst sogar von 500 Millionen Euro Gewinnbeitrag geträumt - und sich dann rechtzeitig abgeseilt.

Doch woher sollen die Gewinne auch kommen? Innogy bekommt von der Mutter immer weniger für Investitionen. Aus zwei Milliarden Euro, die Innogy einst im Jahr investieren konnte, wurde eine Milliarde. Nun sind es für 2015 bis 2017 insgesamt nur noch eine Milliarde. Die Zahl der Innogy-Mitarbeiter ist von einst 1500 auf 1000 gefallen. Ende des Jahres werden es 700 bis 800 sein - teilweise auch wegen Verkäufen und Umorganisationen.

Von einem grünen Konzern ist RWE ohnehin weiter entfernt denn je. Der Anteil der Ökostrom-Erzeugung an der gesamten Stromerzeugung sank in den ersten drei Quartalen 2014 auf 4,8 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es immerhin noch 6,5 Prozent gewesen. RWE erklärt das mit dem bis dahin windarmen Jahr 2014.

Fallende Strom-Preise Keine Wende ist auch bei den Strompreisen in Sicht. Sie fallen weiter Richtung 30 Euro je Megawattstunde. Der warme Winter und der anhaltende Ökostrom-Boom tun ihre Wirkung. Das treibt auch Kohle- und Gaskraftwerke von RWE weiter in die roten Zahlen.

(RP)
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