Zulagen nicht ausgeschöpft Millionen verschenken Geld bei der Riester-Rente

Berlin · Millionen Sparer lassen sich bei der Riester-Rente einem Zeitungsbericht zufolge Fördergelder vom Staat entgehen.

Ist Ihr Rentenbescheid korrekt?
Infos

Ist Ihr Rentenbescheid korrekt?

Infos
Foto: dpa, Oliver Berg

Dies berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Montag unter Berufung auf eine Auswertung der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Millionen Riester-Sparer zahlen demnach entweder nichts mehr in ihren Vertrag ein oder sparen bei der geförderten Altersvorsorge nicht genug und könnten die staatlichen Zulagen deshalb gar nicht oder nicht vollständig ausschöpfen. Die Behörde hatte die Angaben laut "SZ" bislang weitgehend unbemerkt auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Der Bericht verweist auf die goldene Regel beim Sparen in einen Riester-Vertrag: Die volle Förderung, also jährlich 154 Euro Grundzulage plus bis zu 300 Euro je Kind, erhält nur, wer vier Prozent seines sozialversicherungspflichtigen Vorjahres-Einkommens investiert - abzüglich der vom Staat gezahlten Zulagen. Wer weniger einzahlt, erhält entsprechend weniger Zuschüsse vom Staat. Die Sparer können sich dabei zwei Jahre Zeit lassen, die Zulagen zu beantragen.

Erst jetzt seien deshalb die Daten für 2011 vollständig analysiert, schrieb die "Süddeutsche". Das Ergebnis zeige, dass viele Bürger die Grundregel der Riester-Rente nicht beachten wollten, könnten oder sie schlichtweg nicht verstünden. So habe sich Ende 2011 der Bestand an Riester-Verträgen auf 15,3 Millionen Stück belaufen. Nach Angaben der DRV seien aber nur knapp 10,9 Millionen Sparer mit gut 11,4 Millionen Verträgen durch die Zulage und/oder einen zusätzlichen Sonderausgabenabzug gefördert worden. Fast vier Millionen Riester-Sparer wurden demnach also gar nicht gefördert.

Das dürfte dem Bericht zufolge vor allem daran liegen, dass nach Angaben des Arbeitsministeriums knapp ein Fünftel der Verträge ruhend gestellt sei. Die Sparer zahlten also nichts mehr ein, weil sie sich dies nicht mehr leisten könnten, es wegen der Kritik an der Riester-Rente nicht mehr für sinnvoll erachteten oder sie einen anderen Vertrag abgeschlossen hätten, den sie für besser hielten. Außerdem werde ein kleiner Teil der Verträge bereits ausbezahlt. Diese werden nicht mehr gefördert. Das gilt auch für Menschen, die sich selbständig gemacht haben.

Hinzu kommt laut "SZ", dass von denjenigen, die Zulagen beantragten, nur gut die Hälfte (56,4 Prozent) die volle Grundzulage erhielten. Im Durchschnitt wurden 2011 demnach etwa 125 Euro ausbezahlt - und nicht 154 Euro. Etwas besser sehe es bei der Kinderzulage aus: Immerhin knapp 70 Prozent bekamen den Zuschuss vom Staat in voller Höhe. Die ersten vorläufigen Statistiken für 2012 und 2013 deuten laut "SZ" darauf hin, dass sich an dieser Misere praktisch nichts geändert habe.

"Zu viele schenken dem Fiskus Geld"

"Es gibt leider nach wie vor zu viele Sparer, die dem Fiskus quasi Geld schenken", sagte Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), der "SZ". Viele Anbieter würden ihre Kunden regelmäßig darauf hinweisen, dass sie für den Erhalt der vollen Zulage ihren Beitrag aufstocken müssten, wenn sich ihr Einkommen erhöht habe. "Leider verschwinden aber solche Schreiben manchmal im Papierkorb."

Auch Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, hält die Regeln für zu komplex. "Ich stelle bei Beratungen immer wieder fest, dass Verbraucher damit überfordert sind, den richtigen Beitrag für sich zu ermitteln, erst recht, wenn es sich um Eheleute handelt", sagte Nauhauser der "SZ".

Bereits Anfang Juli hatte eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der Freien Universität Berlin (FU) ergeben, dass von der staatlichen Förderung bei der Riester-Rente zum großen Teil Gutverdiener profitieren und nicht wie ursprünglich beabsichtigt vor allem Klein- und Mittelverdiener.

Im vergangenen Jahr wurden laut GDV rund 464.000 Riester-Verträge abgeschlossen. Ende 2014 lag die Zahl der Verträge demnach insgesamt bei knapp elf Millionen.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort