Düsseldorf Riester-Rente für Kleinverdiener lukrativ

Düsseldorf · Im zweiten Teil unserer Rentenserie beleuchten wir die Riester-Rente. Hohe Renditen sind darauf in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Die Kosten sind weiterhin hoch. Vermutlich steigen wegen der niedrigen Zinsen die Laufzeiten.

Düsseldorf: Riester-Rente für Kleinverdiener lukrativ
Foto: C. Schnettler

An der staatlich geförderten, privaten Riester-Rente scheiden sich die Geister. "Die Riester-Rente ist ökonomisch gescheitert, weil sie mit unbrauchbaren Produkten gefüllt wurde", sagt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bund der Versicherten (BdV). Auch Horst Seehofer und die Grünen halten Riester für gescheitert, während die Versicherungswirtschaft weiterhin auf das Produkt schwört. "Seit 2002 wurden in Deutschland weit mehr als 16 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen; 40 Prozent der Geringverdiener sind Riester-Sparer. Für ein freiwilliges System ist das ein weltweit beispielloser Erfolg", meint Uwe Laue, Vorstandsvorsitzender der Debeka.

Tatsächlich lohnt sich die Vorsorge mit Riester vor allem für Geringverdiener. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Deutschen Rentenversicherung (DRV). "Wer durchschnittlich alt wird, bekommt mehr Riester-Rente ausgezahlt, als er an Beiträgen eingezahlt hat", so DRV-Autor Christian Rieckhoff. So kann ein Vater mit drei Kindern, der lediglich ein Viertel des Durchschnittsverdienstes erzielt, eine Rendite von 7,5 Prozent erreichen. Allerdings ist dies nur möglich, wenn die Versicherer zur Garantieverzinsung von 1,25 Prozent zusätzliche Überschüsse von zwei Prozent erwirtschaften - nachdem die Kosten abgezogen wurden. Das dürfte allerdings immer schwerer werden. Daher rentiert sich die Riester-Rente bei Anbietern mit hohen Kosten deutlich weniger.

Wie können Kunden vergleichen? Das Softwarehaus Morgen & Morgen hat eine Methode entwickelt, bei der Effektivkosten unterschiedlicher Riester-Policen ermittelt werden. Ab 2017 wird dieser Vergleich Pflicht. Zudem gibt es über die Produktinformationsstelle Altersvorsorge (PIA) einen branchenübergreifenden "TÜV-Stempel" für Riester- und Rürup-Renten. "Mit der objektiven Klassifizierung von geförderten Altersvorsorgeprodukten soll das Vertrauen in die Branche gestärkt und wiederhergestellt werden", sagt Ralf Korn vom Fraunhofer-Institut aus Kaiserslautern, das hinter der PIA steht.

Ärgerlich ist nämlich, dass die Kosten für die private Altersvorsorge noch immer nicht gesunken sind, - obwohl der Gesetzgeber dies angesichts der Niedrigzinsphase vorgeschrieben hat. "Die Veränderung der einmaligen Abschluss- und Vertriebskosten 2016 gegenüber 2015 beträgt über alle untersuchten Tarife hinweg null Prozent", stellt das Berliner Institut für Transparenz (ITA) fest. Nach Einschätzung von Roland Weber, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Versicherungsmathematiker, werden sich wegen der Verhandlungen über Provisionssenkungen für Vertriebe geringere Kosten "erst in ein, zwei Jahren auf breiter Front in den Produkten widerspiegeln".

Sollten Kunden daher besser mit dem Abschluss einer Riester-Police warten? "Meine Empfehlung geht dahin, sich einen guten Berater zu suchen. Denn es gibt ja heute auch schon gute und preiswerte Angebote. Das zeigt unsere Studie", sagt ITA-Chef Mark Ortmann.

Wer noch wartet, muss einen niedrigeren Rechnungszins akzeptieren und verliert die Zulage für ein Jahr. Ab 2017 soll es nämlich nur noch einen Garantiezins von 0,9 Prozent auf die Sparanlage geben (derzeit noch 1,25 Prozent). Riester-Policen sind von dieser Senkung besonders betroffen. Denn die Anbieter müssen garantieren, dass am Ende der Laufzeit auf jeden Fall alle Einzahlungen zur Verrentung bereitstehen. "Ich rechne damit, dass daher die Mindestlaufzeit steigt, damit diese Garantie angespart werden kann", sagt Experte Weber.

Riester-Policen für Kunden über 45 Jahre dürfte es dann wohl nicht mehr geben. Riester für Jüngere dagegen schon. Und für Kleinverdiener dürfte das Riestern weiterhin interessant sein. Denn alle Reformer sind sich einig, dass es für die private Zusatzrente Freibeträge geben muss, damit sie sich für diejenigen rentiert, die im Alter wegen Hilfebedürftigkeit Grundsicherung beziehen müssen.

(RP)
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