Arbeiten bis 70? Schäuble für späteren Rentenbeginn

Berlin · Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich für einen späteren Rentenbeginn in Deutschland ausgesprochen. Der Einstieg könnte dann an die Lebenswerwartung gekoppelt sein. Die Junge Union denkt über Arbeiten bis zum Alter von 70 Jahren nach.

So funktioniert die Rente mit 63
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Foto: dpa

Er glaube, es mache relativ viel Sinn, die Lebensarbeitszeit und die Lebenserwartung in einen fast automatischen Zusammenhang auch in der Rentenformel zu bringen, sagte Schäuble am Mittwochabend in Berlin. Die Altersgrenze sollte auch stärker flexibilisiert werden. Auch müsse das Erwerbspotenzial in Deutschland erhöht werden.

"Wir müssen uns auf die demografische Entwicklung vorbereiten", um die sozialen Sicherungssysteme zu stabilisieren, sagte Schäuble. Da werde das größte Problem das Gesundheitssystem sein. Dies werde Deutschland in nächster Zeit noch "bitter schwer" gesellschaftlich beschäftigen.

Er verwies unter anderem auf die Kostenexplosion. Dies dürfe aber nicht tabuisiert werden. Dasselbe gelte für das Thema Pflege. Die Altersvorsorge und das Rentensystem könnten trotz der Niedrigzinsen gehalten werden, wenn das Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge erhalten bleibe.

Die Junge Union (JU) hat derweil eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 67 auf 70 Jahre ab 2030 vorgeschlagen. "Um das Rentenniveau künftig nicht so weit absenken zu müssen, dass immer weniger Menschen davon leben können, sollten wir das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung koppeln", sagte der JU-Vorsitzende Paul Ziemiak unserer Redaktion.

Dies hätte nach seiner Einschätzung nur einen moderaten Anstieg des gesetzlichen Renteneintrittsalters zur Folge. "Der Jahrgang 1985, dem ich angehöre, müsste bis zum Alter von 67,5 Jahren erwerbstätig bleiben. Ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren würden wir erst im Jahr 2100 erreichen."

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warnt indes hat vor einer zusätzlichen Belastung der Rentenbeitragszahler von jährlich mehr als 60 Milliarden Euro ab 2030, wenn das Rentenniveau nicht wie vorgesehen abgesenkt wird.

"Manche scheinen vergessen zu haben, dass die schlimmsten demografischen Veränderungen erst vor uns stehen", sagte Kramer unserer Redaktion. "Ein Rentenniveau von 50 Prozent vor Steuern würde die Beitragszahler im Jahr 2030 gegenüber heute um mehr als 60 Milliarden Euro zusätzlich belasten", sagte Kramer.

"Das ist der jüngeren Generation nicht zuzumuten", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Schon jetzt habe Deutschland weltweit fast die höchste Steuer- und Abgabenbelastung auf Löhne und Gehälter. "Wenn in wenigen Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, werden die geburtenschwächeren Jahrgänge Schwierigkeiten haben, das derzeitige Rentenniveau zu finanzieren", warnte Kramer.

"Die Lösung liegt in einer ergänzenden Altersvorsorge, die der Staat steuerlich flankiert", sagte der Arbeitgeberchef.

(dpa)
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