Düsseldorf Real steigt aus dem Handelsverband HDE aus

Düsseldorf · Der Handelskonzern schließt sich dem kleineren Verband ADH an. Grund: der Tarifstreit mit der Gewerkschaft Verdi.

Die Metro-Führung zieht aus dem ungelösten Streit mit der Gewerkschaft Verdi über die Bezahlung bei der Metro-Tochter Real Konsequenzen. Real verlässt den Handelsverband Deutschland (HDE) und schließt sich dem kleineren Arbeitgeberverband AHD an. Der Verband war 1987 von Asco, einem der Metro-Vorläufer, gegründet worden. In ihm haben sich Arbeitgeber aus dem Handel- und Dienstleistungsgewerbe zusammengetan. "Wir werden Real aus dem HDE herauslösen und in den Arbeitgeberverband AHD integrieren. Unter diesem Dach sind wir zuversichtlich, einen moderneren und flexibleren Tarifvertrag verhandeln zu können", sagte Metro-Chef Olaf Koch auf Anfrage. Gleichzeitig betonte der Manager: "Wir verhandeln ergebnisoffen und schließen keine Türen."

Ein letzter Wink an Verdi? Wohl kaum. Nach zwei Jahren erfolgloser Verhandlungen scheinen die Chancen auf eine Einigung gleich null zu sein. Real hofft offensichtlich stattdessen, über den Verbandswechsel weitere Gespräche mit der ungeliebten Gewerkschaft umgehen zu können. Es könnte dann mit anderen Argbeitnehmer-Vertretungen versuchen, zu einem Tarifvertrag zu kommen - beispielsweise mit der Gewerkschaft Nahrungsmittel, Genuss, Gaststätten (NGG).

Gibt es allerdings zwei gültige Tarifverträge, kommt nach der geltenden Rechtslage derjenige zur Anwendung, der von der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern im Betrieb ausgehandelt worden ist. Das dürfte immer noch Verdi sein, die nach Einschätzung von Branchenkennern bei Real 30 Prozent der Belegschaft als Mitglieder hat.

Somit droht nun die Kündigung des Zukunftstarifvertrages, den Real und Verdi im vergangenen Jahr geschlossen hatten. Das sei "sehr wahrscheinlich", sagte Koch. In diesem Vertrag war unter anderem vereinbart worden, dass die Gehälter der Mitarbeiter, die bereits bei Real beschäftigt sind, in zwei Stufen im März und im Oktober "auf das aktuelle Entgeltniveau angehoben" werden sollten. Für neue Arbeitskräfte sollte dagegen eine andere Bezahlung ausverhandelt werden, die Real bei den Lohnkosten hätte deutlich entlasten sollen. Doch genau daran entzündete sich der Streit mit Verdi. Die Gewerkschaft befürchtete, manchen Beschäftigten drohe später Altersarmut. "Was die Real-Geschäftsführung will, hat nichts mit einer zukunftsfähigen Entgeltstruktur zu tun. Hier sollen Tarife langfristig um bis zu 40 Prozent abgesenkt werden, was zum Beispiel bei einer Kassiererin in NRW monatlich über 800 Euro weniger Verdienst bedeutet", hatte Verdi erklärt. Real hatte dagegen stets den derzeit geltenden Lohnkosten-Nachteil von bis zu 30 Prozent gegenüber Wettbewerbern betont.

Monatelang wurde verhandelt, nun scheint keine Lösung mehr denkbar. Die Fronten sind verhärtet. Allerdings gilt der Ärger der Metro-Verantwortlichen offenbar nicht nur Verdi, sondern auch anderen HDE-Mitgliedsfirmen. "Wir haben nicht die Hoffnung, dass es kurzfristig zu Änderungen in den Flächentarifverträgen kommen wird. Daran scheinen einige der Mitgliedsunternehmen einfach auch kein Interesse zu haben", erklärte Metro-Personalvorstand Heiko Hutmacher.

(RP)
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