Düsseldorf Rassismus-Vorwürfe gegen H&M

Düsseldorf · Der Modekonzern zeigt ein Werbefoto, auf dem ein dunkelhäutiger Junge ein Sweatshirt mit der Aufschrift "Der coolste Affe im Dschungel" trägt. Die Empörung ist groß. H&M entschuldigt sich. Die Aktie stürzt auf ein Neun-Jahres-Tief.

Wer beim Streaming-Dienst Spotify nach den meistgespielten Künstlern sucht, stößt unter anderem auf den kanadischen R&B-Sänger The Weeknd. Songs wie "Starboy" und "I feel it coming" wurden zu Mega-Hits. Kein Wunder, dass ein Konzern wie die schwedische H&M-Gruppe, die Mode vor allem für junge Menschen anbietet, im vergangenen Jahr auf die Idee kam, The Weeknd zum Werbebotschafter zu machen.

Bis gestern hat das funktioniert. Dann wurde der Nordamerikaner mit äthiopischen Wurzeln auf ein Foto im britischen Online-Shop von H&M aufmerksam. Das zeigt einen dunkelhäutigen Jungen, der ein Sweatshirt mit dem Aufdruck "Coolest Monkey in the Jungle" ("Der coolste Affe im Dschungel") trägt. Die Werbung hat H&M Rassismusvorwürfe eingetragen. Und The Weeknd zog unmittelbar danach die Konsequenz: "Ich war geschockt und beschämt von diesem Foto. Ich bin zutiefst beleidigt und werde nicht mehr mit H&M zusammenarbeiten", twitterte er.

Verschlimmert wird das Ganze in der Einschätzung der Kritiker dadurch, dass die Schweden auf der Website andere Kleidungsstücke, etwa mit der Aufschrift "Überlebensexperte", von weißen Kindermodels präsentieren ließen. Die Aufregung ist groß. Promis wie der dunkelhäutige Bundesliga-Profi Kevin-Prince Boateng von Eintracht Frankfurt und Ex-Tennis-Star Boris Becker, dessen Sohn Noah jüngst auf dem Twitter-Account eines AfD-Politikers als "Halbneger" bezeichnet worden war, empörten sich auf Twitter, Modeblogger und Zeitungskolumnisten kritisierten den Konzern.

Eines hätte den Werbemachern bei H&M tatsächlich klar sein müssen - dass sie mit dem Begriff "Affe" einen Shitstorm auslösen könnten. Denn der Begriff wird häufig als rassistische Verunglimpfung missbraucht. Andererseits dürfte der Rassismus-Vorwurf wohl ins Leere gehen. Denn, so fragen manche mit Recht, sollte H&M wirklich seine dunkelhäutigen Kunden vergrätzen wollen, die sicherlich auch einen großen Anteil an der Gesamtklientel ausmachen? Sinkende Kundenzahlen und Umsätze riskieren? Wohl kaum.

Es bleibt die Tatsache, dass die Text-Werber bei H&M offensichtlich brachial versagt haben. Das ist indes nicht das erste Mal, das ein Unternehmen in der Werbung danebenliegt. Die Modekette Zara zum Beispiel präsentierte vor drei Jahren ein Kinder-Shirt mit einem gelben Stern auf der Brust, das an die Kleidung jüdischer Bürger unter den Nazis erinnerte. Und die Pflegekette Dove hat schon mal für Aufregung gesorgt, weil in einer Werbekampagne ein dunkelhäutiges Model nach dem Wechsel des Tops plötzlich weiß wurde.

H&M hat wegen der missglückten Werbeaktion nicht nur den Ärger vieler Menschen zu spüren bekommen. Auch die Börse zeigte eine deutliche Reaktion. Der Aktienkurs des Unternehmens stürzte auf ein Neun-Jahres-Tief. Der Konzern versuchte gestern, zu retten, was zu retten war, und entschuldigte sich. "Wir entschuldigen uns aufrichtig für das Bild. Wir wollten damit natürlich niemanden angreifen. Wir glauben fest an Vielfalt bei allem, was wir tun, und werden unsere internen Richtlinien noch einmal sorgfältig überprüfen, damit ein solcher Fehler in Zukunft nicht mehr vorkommt", teilte der Konzern mit.

Den Kapuzenpulli, der den Ärger im Netz auslöste, gibt es übrigens noch immer online. Nur trägt ihn jetzt niemand mehr in der H&M-Werbung.

(RP)
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