Panamas Panamakanal - größer, tiefer, breiter

Panamas · Zahlreiche Staats- und Regierungschefs werden morgen zur Eröffnung des neuen Kanals erwartet. Mit dem Projekt soll der Skandal um Briefkastenfirmen vergessen gemacht werden. Ungemach droht vom nahegelegenen Nicaragua.

Die Krise um die sogenannten Panama-Papers hat dem Image des knapp vier Millionen Einwohner zählenden mittelamerikanischen Landes schwer geschadet. Nun soll die morgige Feier zur Erweiterung des Panama-Kanals für ein Ende der Krise sorgen. Die milliardenschwere Erweiterung des Panama-Kanals sorgt dafür, dass immer größere Schiffe mit bis zu 14.000 Containern das Nadelöhr zwischen Pazifik und Atlantik passieren können.

Für die Europäer ist es ein außerordentlich gutes Geschäft. Rund fünf Milliarden Dollar (rund 4,8 Milliarden Euro) hat sich das Konsortium Grupo Unidos por el Canal (GUPC) den Ausbau kosten lassen. Ausgeführt haben die technisch anspruchsvollen Arbeiten vor allem die Firmen Sacyr (Spanien), Impregilo (Italien) und Jan de Nul (Belgien) gemeinsam mit dem lokalen Partner CUSA. Morgen wird nun das milliardenschwere Bauwerk, das die Durchfahrt der nächsten Generation der Riesen-Tanker und Container-Schiffe dank neuer gigantischer Schleusen vom Atlantik in den Pazifik und umgekehrt ermöglicht, offiziell eröffnet.

Mehr als 70 Staats- und Regierungschefs haben ihr Kommen angekündigt. Für das kleine mittelamerikanische Land ist es ein Befreiungsschlag. Vor allem wegen der Affäre um die Briefkastenfirmen ist das Land zwischen Costa Rica und Kolumbien in die Schlagzeilen geraten. Zu Unrecht wie viele Panamaer meinen, denn wegen des von den Investigativ-Journalisten gewählten Namens "Panama Papers" sei ein ganzes Land gebrandmarkt worden. "Egal wo du hinkommst, wirst du auf das Thema angesprochen", sagt Eduarda Machado im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie arbeitet als Stewardess für eine lateinamerikanische Fluglinie. Die Flagge, die sie auf ihrem Revers als Einwohnerin Panamas ausweist, hatte sie sogar für ein paar Wochen von den Witzen der Passagiere genervt auf Auslandsflügen abgelegt. Inzwischen trägt sie sie wieder mit Stolz. "Ich hoffe, dass es bald wieder so sein wird wie früher. Dann haben mich die Menschen vor allem wegen zweier Themen angesprochen: dem Panama-Kanal und den Panama-Hut."

Etwas pragmatischer sieht Manuel Benítez, der stellvertretende Chef der Kanalverwaltung ACP, die Angelegenheit: "Wir haben uns den Anforderungen der Zukunft gestellt. Wir müssen auf die technische Weiterentwicklung Rücksicht nehmen und die hat dafür gesorgt, dass es immer größere Schiffe mit immer mehr Fracht gibt. Die Schiffe sind unsere Kunden." Konkret heißt das, dass ab Montag rund 100 Schiffe, der sogenannten Postpanamax-Klasse, die bisher um Kap Hoorn hätten fahren müssen, nun mit ihren bis zu 14.000 Containern durch den neuen, erweiterten Kanal steuern können. Das spült Millionen in die Kasse der ACP und damit in den Staatshaushalt Panamas.

Die Affäre um die "Panama Papers" ist inzwischen aus den Schlagzeilen verschwunden. Panama sagte auf den Druck der internationalen Gemeinschaft zu, das Geschäftsmodell einiger Kanzleien wie das des umstrittenen Unternehmens Mossack Fonseca zu regulieren.

Viel wichtiger für die Zukunft des Landes ist der Ausbau des Panama-Kanals, der die finanzielle Unabhängigkeit auf Jahre absichern soll. Denn in Mittelamerika ist noch ein viel größeres Projekt geplant. Nicaragua will mit Hilfe eines chinesischen Konsortiums den noch größeren Nicaragua-Kanal bauen. Länger, breiter und eine Kampfansage an Panama. Dahinter stecken auch die Interessen der Weltmächte. Ist der Panama-Kanal bei dessen ersten Bau Zehntausende Menschen qualvoll ums Leben kamen, stets die wichtigste Handelsroute des Westens gewesen, die von den USA zunächst kontrolliert und auch jetzt noch mit besonderer Wachsamkeit begleitet wird, will sich China eine eigene Handelsroute sichern, um unabhängig von den Turbulenzen der Weltmärkte zu bleiben.

(RP)
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