München/Panama Riesiges Datenleck gibt Infos über schwarze Konten

München/Panama · Informationen über 215.000 Briefkastenfirmen sind herausgekommen. Auch das Umfeld von Putin mischte mit.

Panama Papers: Mossack Fonseca half mit Briefkastenfirmen Gelder geheim zu halten
Foto: afp, ii

Dokumente und Mails im gigantischen Umfang von 2,6 Terabyte haben Informanten der "Süddeutschen Zeitung" und dem Rechercheverbund "International Konsortium for Investigative Journalists" (ICIJ) zugespielt. Es geht um die fragwürdigen Geschäfte der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama, die offensichtlich half, viele Milliarden Euro vor den Steuerbehörden oder anderen Ämtern über Briefkastenfirmen geheim zu halten.

Weltweit veröffentlichten viele Medien, darunter zum Beispiel "Le Monde", die Informationen. Der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden, sprach auf Twitter vom "größten Leck in der Geschichte des Daten-Journalismus".

Die Daten legen als eine Information den nicht sehr überraschenden Schluss nahe, dass wichtige Personen aus dem Umfeld von Russlands Präsidenten Putin Geld über Briefkastenfirmen unterbrachten.

Der Premierminister von Island und zwei seiner Minister mischten auch bei solchen Unternehmen mit.

Es gibt auch viele Hinweise auf Briefkastenfirmen im Auftrag von Personen aus der Sportwelt. Der Anwalt Pedro Damiani aus Urugay war Mitglied der Ethik-Kommission des Weltfußball-Verbandes FIFA, half aber auch beim Verwalten von Briefkastenfirmen, die allerdings keineswegs immer illegal sind.

Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA bestätigte bereits interne Vorermittlungen gegen Damiani: "Ja, der Bericht ist richtig. Ich kann bestätigen, dass wir eine sogenannte Voruntersuchung in die Wege geleitet haben", sagte der Sprecher der ermittelnden Kammer der Ethikkommission, Roman Geiser. Weitere Details nannte er nicht.

Laut ARD umfassen die Unterlagen "E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 215.000 Offshore-Firmen. Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste zählen zwölf Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker, aber auch internationale Finanzinstitute, darunter 15 deutsche Banken oder ihre Töchter.

In den Unterlagen tauchten aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem hätten zahlreiche Sportstars und Prominente Offshore-Firmen genutzt.

"Generell gilt: Der Besitz einer solchen Offshore-Firma ist für sich nicht illegal", schreibt die "Süddeutsche". "Aber wer sich in den Panamapapers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: zu verschleiern, wem die Firma in Wahrheit gehört."

Die Daten belegten, wie die globale Offshore-Industrie im Verbund mit großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, in aller Verschwiegenheit die Besitztümer von Politikern, Funktionären, Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten oder Sport-Stars verwalte.

Auch der Name von Fußballer Lionel Messi findet sich in den Unterlagen. Er soll Teilhaber einer Briefkastenfirma gewesen sein. Extrem erstaunlich wäre das nicht: Er muss sich sowieso gegen den Vorwurf verteidigen, 4,1 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. Messi rechtfertigt sich damit, sich als Sportler nicht um die Verwaltung seines Vermögen zu kümmern: "Ich schaue nicht, was ich unterschreibe", sagte er bei einer Vernehmung durch eine Ermittlungsrichterin. Und: "Ich unterschreibe das, was mir mein Vater sagt, das ich unterschreiben soll, weder schaue ich, noch konzentriere ich mich darauf, noch frage ich."

Für den Düsseldorfer Europaparlamentsabgeordneten Sven Giegold (Grüne) betätigen die Materialien, dass die Weltgemeinschaft härter gegen Steuerflucht vorgehen muss. "Das Datenleck aus Panama offenbart das skandalöse System der Steuerflucht mittels Briefkastenfirmen in Steueroasen. Es ist eine Schande, dass wir im Kampf gegen die elendige Steuerflucht auf solche Datenlecks angewiesen sind. Dieser Fall zeigt, wie wichtig Transparenz über Briefkastenfirmen ist."

(RP)
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