Düsseldorf Ölpreis fällt auf Elf-Jahres-Tief

Düsseldorf · Seit 2004 war Öl nicht mehr so günstig wie derzeit. Nach der Opec-Konferenz Anfang Dezember ist der Preis nochmals deutlich gesunken. Die Verbraucher können sich freuen. Analysten gehen aber davon aus, dass die Talsohle erreicht ist.

Im Jahr 2004 trällerten De Randfichten ihren Hit "Lebt denn dr alte Holzmichl noch?", Brad Pitt kämpfte als Achilles in "Troja" auf der Kinoleinwand und der Ölpreis lag bei gut 36 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) für die Sorte Brent. Elf Jahre später ist es um De Randfichten ruhiger geworden, auch Brad Pitt hat es (bisher) nicht noch einmal in die römisch-griechische Sagenwelt verschlagen. Der Ölpreis aber ist nach einem scheinbaren Fall ins Bodenlose wieder dort angekommen, wo er zuletzt 2004 stand: Bei 36,17 Dollar für ein Barrel (159 Liter) der Sorte Brent. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte WTI mit Liefermonat Februar sank bis auf 35,56 Dollar.

Schon nach dem Ministertreffen der Opec Anfang Dezember in Wien waren die Ölpreise deutlich gefallen, jetzt sind sie noch mehr in den Keller gerutscht. Allein in diesem Jahr verbilligte sich Öl um rund 37 Prozent - 2015 wird das dritte Jahr stark fallender Preise in Folge. Auch Spekulanten setzten weiter auf fallende Preise.

Die Ölförderländer und die großen internationalen Rohstoffkonzerne haben mit einem zu großen Angebot bei gleichzeitig sinkender Nachfrage auf dem Weltmarkt zu kämpfen. Ihnen machen Wirtschaftskrisen in China und in Schwellenländern wie Brasilien zu schaffen. Nach Jahren der Sanktionen will auch der Iran im Januar wieder Öl an den Markt bringen. Dennoch konnten sich die Opec-Länder Anfang Dezember in Wien nicht auf eine Drosselung der Förderquoten einigen, um den Preis zu stabilisieren. Zum einen werden bereits derzeitige Quoten regelmäßig überschritten. Zum anderen wollen sie den niedrigen Preis dazu nutzen, um Mitbewerber wie den weltgrößten Förderer USA, deren Fracking-Methoden erst ab einem gewissen Preisniveau rentabel ist, vom Markt zu drängen. "Diese Strategie wird ihre Wirkung nicht verfehlen", sagt Klaus Bauknecht, Chefökonom der IKB. Schon jetzt hat sich die Zahl der Bohrungen in den USA halbiert. Zwar schlägt sich das noch nicht deutlich in der Ölfördermenge nieder, weil die Firmen aufgrund des Preisverfalls mehr fördern. Doch auch das wird sich mittelfristig ändern, wie Klaus Bauknecht sagt. Dem Analysten zufolge ist es unwahrscheinlich, dass der Ölpreis die 30-Dollar-Marke unterschreitet. "Ich kann mir nicht vorstellen, welche wirtschaftlichen Gründe es in naher Zukunft geben könnte, die einen nochmaligen Absturz begründen würden", sagt er. Die Stimmung am Markt ist bereits am Nullpunkt.

In der Vergangenheit mussten sich Exporteure wie Saudi-Arabien nicht unbedingt mit Sparpolitik auseinandersetzen. Dank der großen Ölreserven investierte die Golfmonarchie in milliardenschwere Großprojekte. Erst im Frühjahr zeigte sich der neue König Salman Bin Abdulasis spendabel, als er den Staatsbediensteten bei Amtsantritt zwei Extragehälter zukommen ließ. Bisher besaß Saudi-Arabien auch Währungsreserven in Höhe von fast 730 Milliarden Dollar. Diese sollen im Jahr 2015 aber laut Schätzungen bereits um etwa 70 Milliarden Dollar geschrumpft sein. Der IWF jedenfalls warnt die saudische Regierung: Sollte das Königreich seine bisherige Ausgabenpolitik fortsetzen, könnte es sein Finanzvermögen innerhalb von fünf Jahren aufgebraucht haben.

Am meisten freuen können sich derzeit die Verbraucher. Zwar sind die Heizkosten dieses Jahr aufgrund des milden Winters eh schon niedriger als im Durchschnitt. Weil sich die am Boden liegenden Ölpreise auch auf Endprodukte wie Heizöl auswirkt, können Verbraucher derzeit doppelt sparen. Auch Autofahrer profitieren von der Entwicklung: Der Dieselpreis, der während des Jahres meist zwischen 1,10 und 1,20 Euro je Liter lag, ging zuletzt auf weniger als einen Euro zurück.

(lukra)
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