Rekord in der Ökostromproduktion Erneuerbare decken schon ein Drittel des Stromverbrauchs

Berlin · In Deutschland ist im vergangenen Jahr so viel Ökostrom produziert und verbraucht worden wie noch nie. Jede dritte Kilowattstunde (32,5 Prozent), die hierzulande verbraucht wurde, stammte aus Wind-, Solar-, Wasser- und Bioenergiekraftwerken.

Diese Arten der Stromerzeugung gibt es
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Das geht aus Berechnungen der Berliner Energie-Denkfabrik Agora hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Im Jahr 2014 hatten die Erneuerbaren noch einen Anteil von 27,3 Prozent. So hat Europas größte Volkswirtschaft trotz der Stilllegung von Atomkraftwerken Strom im Überfluss. Mit 647 Terawattstunden wurde mehr Strom erzeugt als jemals zuvor, allein bei der Windkraft gab es gegenüber dem Vorjahr ein 50-Prozent-Plus.

Das führt dazu, dass die Energiekonzerne überflüssig gewordenen Kohlestrom massiv ins Ausland verkaufen. Der deutsche Stromexport erreichte 2015 mit 60,9 Terawattstunden einen historischen Höchststand. Ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms wurde ins Ausland verkauft.

Da die Konzerne ihre "schmutzigen" Kohlemeiler weiterlaufen lassen und damit gutes Geld verdienen können, schlägt der Ökostromboom bislang beim Klimaschutz noch nicht so richtig durch. "Die Klimabilanz des deutschen Stromsystems hat sich im vergangenen Jahr kaum verbessert, die Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands sind sogar leicht angestiegen", sagte der Direktor von Agora Energiewende, Patrick Graichen, der Deutschen Presse-Agentur.

Er forderte die Bundesregierung auf, endlich eine überzeugende Strategie für einen langfristigen Verzicht auf fossile Brennstoffe im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor vorzulegen: "Ansonsten wird Deutschland seine auf der Klimakonferenz in Paris versprochenen Klimaschutzziele nicht erreichen können", sagte Graichen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in Paris bekräftigt, dass der deutsche Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent sinken soll. Erreicht sind laut Agora erst um die 26 Prozent. Weil das Ziel gefährdet ist, einigte sich die Regierung zuletzt mit den Stromkonzernen darauf, dass acht besonders alte und "schmutzige" Braunkohle-Meiler schrittweise abgeschaltet werden. Dafür erhält die Wirtschaft eine Entschädigung von mindestens 1,6 Milliarden Euro - bezahlt wird das von den Stromkunden. Umweltverbände verlangen von Schwarz-Rot nun einen verbindlichen Fahrplan für einen Braunkohle-Ausstieg bis 2040.

An der Preisfront gibt es für die Verbraucher trotz des großen Stromangebots kaum Entlastung. Im Gegenteil: Obwohl die Börsenstrompreise im freien Fall sind und Deutschland 2015 mit 31,60 Euro pro Megawattstunde nach Skandinavien die zweitniedrigsten Großhandelspreise in Europa aufwies, dürften 2016 die Haushaltsstrompreise leicht steigen. Grund dafür sind gestiegene Umlagen für den Ausbau der Energiewende.

(felt/dpa)
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