Berlin OECD: Trump beflügelt Wirtschaft

Berlin · Doch langfristig drohen Schulden und höhere Steuern in den USA.

Die Industriestaaten-Organisation OECD erwartet durch die vom künftigen Präsidenten Donald Trump angekündigten Investitionen und Steuersenkungen mehr Wachstum. 2018 dürften die USA mit 3,0 Prozent so kräftig zulegen wie seit 2005 nicht mehr, sagte die Industriestaaten-Organisation in ihrem gestern veröffentlichten Ausblick voraus. 2017 sollen es 2,3 Prozent sein, nach 2,1 Prozent 2016. Den Impuls durch Trumps Programm schätzt die OECD für 2017 auf 0,4 Prozentpunkte ein.

Davon kann auch die globale Konjunktur profitieren. Die Bundesregierung bleibt dagegen zurückhaltend. "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt wie Glaskugelgucken", sagt Philipp Steinberg, Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium. "Wir müssen erst mal die konkreten Pläne und deren Umsetzung abwarten." Klar sei: "Steuersenkungen in den USA hätten nur mittelbar Folgen für unsere Wirtschaft."

Die OECD senkte ihre Prognose für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes für 2017 von 1,5 auf 1,4 Prozent. 2018 sollen es 1,7 Prozent werden. "Das Wachstum wird solide bleiben, da der robuste Arbeitsmarkt und die niedrigen Zinssätze dem Verbrauch Auftrieb geben." Dagegen würden die Exporteure unter dem kommenden Brexit leiden.

Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, die Firmen- und Einkommensteuern zu senken sowie Milliarden in die Infrastruktur zu stecken. Die OECD rechnet auf längere Sicht aber auch mit Nachteilen. So könnten Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung steigen, was wiederum höhere Steuern und niedrigere Ausgaben nach sich ziehen könnte. "Eine aggressivere geldpolitische Reaktion und eine damit einhergehende Aufwertung des Dollar würden die kurzfristigen Wachstumseffekte in den USA ebenfalls dämpfen", so die OECD. So könnte die Notenbank Fed gezwungen sein, ihren Leitzins schneller anzuheben als erwartet.

Auch die Wirtschaftsprofessoren in Deutschland rechnen laut einer Umfrage des Instituts Ifo mit positiven Effekten aus einem Konjunkturpaket von Trump. Anders als Trump es plant, raten sie aber dazu, die Ausgabenprogramme durch Steuererhöhungen zu finanzieren. Auf Ablehnung stoßen Trumps handelspolitische Absichten. 90 Prozent erwartet eine deutlich oder leicht protektionistischere Politik, also höhere Zölle und Import-Hürden.

(rtr)
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