Düsseldorf NRW ist Hochburg bei Firmenpleiten

Düsseldorf · Nur noch in Hamburg werden mit einer Quote von 99 Insolvenzfällen je 10.000 Unternehmen so viele Geschäfte geschlossen.

Nordrhein-Westfalen zählt weiter zu den bundesweiten Schlusslichtern der Insolvenz-Statistik. Das geht aus einer gestern veröffentlichten Erhebung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Aber: Wie im Rest der Republik sank auch in dem bevölkerungsreichsten Bundesland die Gesamtzahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr.

Mit einer Quote von 99 Insolvenzfällen je 10.000 Unternehmen gilt NRW zusammen mit Hamburg als "Pleiten-Hochburg". Creditreform bezieht sich damit auf das erste Halbjahr 2016. Im Vergleichszeitraum vor einem Jahr waren es 109 Insolvenzen je 10.000 Firmen.

Deutschlandweit liegt die Quote aktuell bei 66. Am niedrigsten fällt sie in Baden-Württemberg (37) aus. Für ganz Deutschland ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres um 6,8 Prozent auf 10.750 gesunken.

Grund für die positive Entwicklung ist laut Creditreform die günstige und stabile wirtschaftliche Lage. Auch würden weniger Firmen gegründet. Gerade bei jungen Unternehmen sei das Pleite-Risiko hoch.

Rückläufig ist auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen: von 40.310 im ersten Halbjahr 2015 auf 38.250 von Januar bis Ende Juni 2016. Auf Forderungen in Höhe von 11,8 Milliarden Euro blieben die Insolvenzgläubiger insgesamt sitzen (erstes Halbjahr 2015: 11,9 Milliarden Euro). Etwa 110.000 Arbeitnehmer waren von den Pleiten ihrer Arbeitgeber betroffen - rund 2000 weniger als im Vergleichszeitraum 2015.

Den Trend fallender Insolvenzzahlen gibt es schon länger. Die Zahl der Firmeninsolvenzen war zuletzt im Jahr 2009 im Zuge der Wirtschaftskrise dramatisch um 11,3 Prozent auf damals 32.930 Fälle angestiegen. Seitdem ist sie immer weiter gesunken. 2015 ging die Zahl der Firmenpleiten um 3,5 Prozent auf den langjährigen Tiefstand von 23.180 Fällen zurück. Bei den Verbraucherinsolvenzen hatte der Trend mit einiger Verzögerung eingesetzt und hält seit nunmehr fünf Jahren an.

Das Nachsehen haben in diesem Zusammenhang die Insolvenzverwalter. Die Entwicklung sei deutlich in der Branche spürbar, sagt Daniel Bergner, Geschäftsführer beim Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands. Die aktuelle Situation sei einzigartig: "Mittlerweile haben wir noch etwa die Hälfte der Verfahrenszahlen, wie wir sie in den Nuller-Jahren hatten. Und es ist nicht absehbar, wann der Trend wieder aufhört." Die Branche reagiere damit, Büros zu verkleinern oder zusammenzulegen.

(dpa)
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