Düsseldorf Niedrige Zinsen - jetzt bauen oder kaufen?

Düsseldorf · Häuser werden immer teurer, Mieten steigen. Da drängen viele ins Eigenheim. Was Sie dabei unbedingt beachten sollten.

Düsseldorf: Niedrige Zinsen - jetzt bauen oder kaufen?
Foto: Ferl

Seit 2015 hat der Preisindex für Wohnimmobilien deutlich angezogen. Er stieg um 6,4 auf 120,2 Punkte, wie das Statistische Bundesamt für das dritte Quartal 2015 ermittelte. In den Großstädten sind die Immobilienpreise besonders hoch. So kostet ein Haus zwischen 100 und 140 Quadratmeter in Düsseldorf im Schnitt 454.000 Euro, wie das Vergleichsportal Immowelt errechnet hat.

Die Zinsen sind dagegen kaum gestiegen. Bauen oder kaufen ist immer noch günstig. Für einen Immobilienkredit von 207.000 Euro musste man Anfang 2015 rund 650 Euro pro Monat zahlen, wenn dabei zwei Prozent der Schuld getilgt werden. Heute beträgt die Rate bei den besten Anbietern 676 Euro. Effektivzinsen von weniger als zwei Prozent bieten einige Online-Anbieter. Die Stiftung Warentest rät Hauskäufern, trotzdem ein Angebot bei der Hausbank einzuholen. Vielfach würden die Banken ihre erste Offerte verbessern, wenn man ihnen ein Konkurrenzangebot präsentiert.

Hausbesitzer sollten sich jetzt um ihren Anschlusskredit kümmern. Damit sichert man sich günstige Zinsen. Der Preis für diese Sicherheit bei den Forward-Darlehen ist ein leichter Aufschlag. Wer eine Zinsbindung von mehr als zehn Jahren vereinbart hat, kann mit einer Frist von sechs Monaten kündigen, sobald zehn Jahre seit der vollständigen Auszahlung vorbei sind.

"Viele Kunden können aber sogar einen Widerrufsjoker ziehen", erläutert Arthur Kreutzer, Rechtsanwalt aus München. Und zwar jene, die zwischen 2002 und 2010 eine Hausfinanzierung abgeschlossen haben. Damals haben viele Banken falsch über das 14-tägige Widerrufsrecht informiert. Daher darf mancher Kunde selbst viele Jahre später noch widerrufen und kann auf ein günstigeres Darlehen umsteigen. Ob es ein Ausstiegsrecht gibt, prüft ein Anwalt. Hausbesitzer müssen aber schnell reagieren, denn die Bundesregierung will den Widerrufsjoker abschaffen.

Ohne Kassensturz sollte man nicht auf Immobiliensuche gehen. Am besten erstellt man einen Haushaltsplan, in dem über Monate hinweg alle Ausgaben festgehalten werden. Einfach geht es bei den Einnahmen, die sind meist schnell überschaubar. Überstunden, Gelegenheitsjobs und ungewisses Zusatzeinkommen des Ehepartners sollten nur in geringem Umfang berücksichtigt werden. Wer Haus oder Wohnung selbst nutzen will, kann zum Einkommen und möglichen Zinseinnahmen noch die Kaltmiete hinzurechnen. Die fällt ja weg.

Das freie monatliche Einkommen gibt dann eine erste Orientierung, wie viel Haus man sich leisten kann. Natürlich darf nicht das gesamte freie Geld für die Immobilie draufgehen. 10.000 bis 15.000 Euro sollte der Hauskäufer auf der Bank lassen. "Das ist zwar finanzmathematisch falsch, weil man weniger Sparzinsen erhält als man an Kreditzinsen bezahlt, aber so ist man für unvorhergesehene Ereignisse gewappnet", erläutert Experte Max Herbst von der FHM-Finanzberatung.

Statt der klassischen Bankfinanzierung empfiehlt die Stiftung Warentest übrigens Kombikredite der Bausparkassen. Der Clou: Sie lassen sich mit der staatlichen Riester-Förderung kombinieren. Das ist vor allem für Familien mit kleinen Kindern lukrativ. Für den Kredit zahlt der künftige Hausbesitzer zunächst nur Zinsen und spart gleichzeitig den Bausparvertrag an. Wird dieser zugeteilt, wird das Vorausdarlehn auf einen Schlag abgelöst. Danach zahlt der Bauherr das Bauspardarlehen an. In der Regel sollte die Ablösung so abgestimmt sein, dass die Monatsbelastung für die gesamte Laufzeit der Finanzierung gleich bleibt. Dann gibt es kein Zinsrisiko. Beim reinen Riester-Bausparen gibt es schon während der Ansparphase Riester-Zulagen. Wenn der Vertrag später für die Finanzierung des Erwerbs der eigenen vier Wände eingesetzt wird, fließt die Förderung weiter für die Tilgung des Bauspardarlehens. Wichtig: Riester muss im Alter versteuert werden. Neben der Riester-Förderung bietet die staatliche KfW-Bank vergünstigte Kredite (www.kfw.de). Viele Bundesländer und Kommunen bieten Zuschüsse, günstige Darlehen oder verbilligtes Bauland an (www.baufoerderer.de)

(RP)
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