John Cryans Nachfolger Christian Sewing soll Deutsche Bank in neue Ära führen

Frankfurt/Main · Seit letzter Nacht ist es amtlich: John Cryan tritt als Chef der Deutschen Bank ab. Sein Nachfolger wird der bisherige Vizechef Christian Sewing. Der 47-jährige Westfale hat fast sein ganzes Berufsleben bei dem Geldinstitut verbracht.

Der Westfale Christian Sewing wird Deutschlands größtes Geldinstitut leiten (Archiv).

Der Westfale Christian Sewing wird Deutschlands größtes Geldinstitut leiten (Archiv).

Foto: dpa, ade skm hjb

Nach einer mehrstündigen Aufsichtsratssitzung in Frankfurt gab die Deutsche Bank den Führungswechsel bekannt: Vize-Vorstandschef Christian Sewing rückt an die Spitze des größten deutschen Geldhauses. Nur knapp drei Jahre hatte der bisherige Chef John Cryan den Posten inne, er verlässt die Bank Ende April.

Medienberichten hatten über den Wechsel im größten deutschen Geldinstitut bereits spekuliert. Jetzt ist die Entscheidung nach einer langen Debatte in Frankfurt gefallen. Privatkundenchef Christian Sewing wird sein Amt nach der Hauptversammlung am 24. Mai antreten. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte, der Aufsichtsrat sei nach einer umfassenden Analyse zum Schluss gekommen, "dass es nun eine neue Umsetzungskraft in der Führung unserer Bank braucht".

"Christian Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat", erklärte Achleitner weiter. "Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass es ihm und seinem Team gelingen wird, die Deutsche Bank erfolgreich in eine neue Ära zu führen."

Der 47-jährige Sewing führte bisher das Privat- und Firmenkundengeschäft des Frankfurter Instituts und war einer von zwei Vizechefs. Der andere stellvertretende Vorstandschef, Marcus Schenck, wird die Bank zur Hauptversammlung im Mai verlassen. Der Rechtsvorstand Karl von Rohr und der Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie rücken auf die Posten der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.

Vom Banklehrling zum Vorstand

Sewing verbrachte sein Berufsleben fast ausschließlich bei der Deutschen Bank. Sein Weg führte ihn von einer Banklehre bis in den Vorstand des Instituts, dem er seit 2015 angehört. Er leitet dort zusammen mit dem langjährigen Postbank-Chef Frank Strauß das Privat- und Firmenkundengeschäft. Dieses wird Strauß künftig alleine lenken.
Ritchie wiederum wird alleiniger Chef der Kapitalmarkt-Sparte.

In seinen knapp drei Jahren an der Spitze des Dax-Konzerns war es dem bisherigen Deutsche-Bank-Chef Cryan nicht gelungen, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln - den einstigen Gewinnbringer. Drei Jahre in Folge schrieb die Bank tiefrote Zahlen. Die Aktie hat alleine seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel an Wert verloren.

Achleitner hatte den als Sanierer geschätzten ehemaligen UBS-Finanzchef Cryan zwar seinerzeit zur Deutschen Bank geholt, zuletzt galt das Verhältnis zwischen den beiden aber als zerrüttet. Vor Ostern hatte sich der Brite noch mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und damit klargemacht, dass er bleiben will. Der Vertrag des Briten liefe regulär bis 2020. Investoren haben dem Briten oft vorgeworfen, er sei zwar ein Kostensparer, habe aber keine Vision, wie die Deutsche Bank wieder Geld verdienen könne.

(juju)
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