Düsseldorf National Express rät zu GDL-Beitritt

Düsseldorf · Der Streit mit der Eisenbahn-Gewerkschaft EVG gewinnt an Schärfe.

Kurz vor dem morgigen Betriebsstart der britischen Privatbahn National Express auf zwei Strecken in Nordrhein-Westfalen, wird der Ton zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und dem Bahn-Anbieter rauer. "Dass dieses Unternehmen jetzt in NRW Nahverkehrszüge fährt und dabei die komplette Leistung der Zugbegleitung an ein Subunternehmen vergibt, statt diese mit dafür ausgebildeten eigenen Beschäftigten zu erbringen, ist ein schwarzer Tag für die Eisenbahner in Deutschland", sagte EVG-Chef Alexander Kirchner.

National Express ist ab morgen im Auftrag des Verkehrsverbands Rhein-Ruhr für die Linien RB 48 (Bonn-Wuppertal) und RE 7 (Krefeld-Rheine) zuständig. Ab 2018 kommen zudem noch Teile des Rhein-Ruhr-Express' (RRX) hinzu. Anders als etwa die Deutsche Bahn setzt National Express dabei keine Zugbegleiter an Bord ein, sondern hat von einer externen Firma Sicherheitskräfte entliehen, die in den Zügen mitfahren. Die Aufgaben, die darüber hinaus üblicherweise von Zugbegleitern ausgeübt werden, hat National Express automatisiert oder den Lokführern übertragen.

"Diese gegen die bisherigen Beschäftigten gerichtete Unternehmenspolitik darf auf keinen Fall Schule machen", sagte Kirchner. "Eisenbahn fahren zu wollen, ohne Eisenbahner zu beschäftigen, ist der völlig falsche Weg", stellte der EVG-Vorsitzende fest.

Dabei hat die so gescholtene Privatbahn mit den Gewerkschaften ganz eigene Erfahrungen gemacht. National-Express-Chef Tobias Richter sagte unserer Redaktion: "Ich habe einen sehr guten Eindruck von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und auch von ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky. Den Tarifvertrag, den wir geschlossen haben, hatten wir nach nur fünf Sitzungen in trockenen Tüchern."

Mit der EVG laufe es dagegen überhaupt nicht: "Wir hatten vier Termine zur Aufnahme von Tarifgesprächen. Die hat die EVG allesamt platzen lassen. Da gibt es kein Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit." Richter hat deshalb einen ungewöhnlichen Appell an seine Mitarbeiter: "Ich behandle meinen Beschäftigten alle gleich, ob Gewerkschaftsmitglied oder nicht, sage ihnen aber heute: ,Wenn ihr euch schon gewerkschaftlich organisieren wollt, dann geht wenigstens zur GDL.'"

(RP)
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