Barcelona Facebook beherrscht die mobile Welt

Barcelona · Bevor Mark Zuckerberg, Gründer des sozialen Netzwerks, morgen in Berlin erwartet wird, zeigte er bei der Mobilfunkmesse in Barcelona, mit welchen Plänen Facebook das Internet weiter erobern will.

Einen besseren Werbebotschafter hätte der Smartphone-Hersteller Samsung kaum finden können: Eigentlich war Mark Zuckerberg erst gestern auf dem Mobile World Congress erwartet worden. Doch überraschend trat der Facebook-Chef bereits am Sonntag auf die Bühne, als Samsung auf der Mobilfunkmesse seine neuen Technikspielzeuge präsentierte. "Virtual Reality ist die nächste große Plattform", sagte Zuckerberg, "sie wird unser Leben und Arbeiten verändern." Noch befinde sich virtuelle Realität in einer frühen Phase, doch die Technik verändere sich rasant. "Das Beste kommt noch."

Zuckerberg nutzte den Ausflug nach Barcelona, um kräftig die Werbetrommel für seine momentanen Lieblingsprojekte zu rühren: einerseits die virtuelle Realität, andererseits Internet.org, mit dem der 31-jährige Multimilliardär auch in die entlegensten Winkel der Welt das Internet bringen möchte. Danach reist er nach Berlin, wo er sich nicht nur mit deutschen Facebook-Mitgliedern treffen will, sondern offenbar auch mit Politikern. Morgen nimmt er in der Hauptstadt den Axel-Springer-Preis entgegen, den das Medienhaus ins Leben gerufen hat. "Wir zeichnen Mark Zuckerberg aus, weil er mit Facebook das wichtigste Kommunikationsmittel einer neuen Generation geschaffen hat", erklärte Springer-Chef Mathias Döpfner.

Aber erst mal Barcelona. Noch in diesem Jahr wolle man den ersten Satelliten in Afrika starten, kündigte Zuckerberg an. Vier Milliarden Menschen hätten nach wie vor keinen Zugang zum Internet - Internet.org soll sie ins Netz bringen. Zuckerbergs Botschaft der immer weiteren Vernetzung von weiteren Milliarden Menschen kam gut an.

Das Programm ist allerdings umstritten. So wurde das Angebot "Free Basics" in Indien untersagt, weil es nur einen Gratis-Zugang zu ausgewählten Online-Diensten gewährte. Kritiker fürchten, das soziale Netzwerk wolle so seine Dominanz ausbauen, denn natürlich soll Facebook Teil dieses "Basisdienstes" sein. Facebook hat 1,6 Milliarden Mitglieder, ist aber für Wachstum auch auf neue Nutzer angewiesen. Internet.org würde Facebook noch mächtiger machen.

Der Auftritt bei der Samsung-Präsentation zeigt gleichzeitig, dass sich Facebook einflussreiche Partner sucht. Anders als Google (Android) oder Apple (iOS) hat Facebook kein eigenes Betriebssystem für Smartphones - will es mit den Konkurrenten mithalten, muss das soziale Netzwerk andere Wege suchen.

Samsung ist für Facebook interessant. Kein Konzern verkauft mehr Smartphones als die Südkoreaner, auch Apple nicht. Und laut Zuckerberg ist kein anderer Konzern so weit, eine massenmarktfähige Virtual-Reality-Kamera auf den Markt zu bringen - Samsung stellte in Barcelona eine rund 400 Euro teure Spezialkamera vor, mit der jedermann dreidimensionale Fotos und Videos machen kann, die über entsprechende 3D-Brillen ein Abbild der Realität zeigen können. Für Facebook als soziale Austauschplattform der halben Welt gibt es keinen besseren Partner.

Mit Oculus Rift hat Facebook bereits einen Hersteller von Virtual Reality-Brillen gekauft - doch eine Verbrüderung mit Samsung liegt nah, immerhin hatte die Tochter an der Entwicklung von Samsungs Kamera-Brille Gear VR mitgearbeitet. Facebook liefere in der Partnerschaft die Software, Samsung die Hardware, so Zuckerberg.

Viele in der Mobilfunkbranche sehen große Chancen bei dem Thema. Die großen Telefonkonzerne wie die Deutsche Telekom oder Vodafone bereiten für 2020 den Start der Mobilfunknetze der fünften Generation vor. Dabei wird Virtual Reality eine sehr große Rolle spielen, erklären Telekom-Chef Tim Höttges und seine Technikchefin Claudia Nemat auf der Messe: Vermieter könnten mit Virtual Reality eine dreidimensionale Führung durch eine Wohnung organisieren, Modeunternehmen können digitale Kleiderproben anbieten, Video-Konferenzen oder auch Gaming würden noch viel mehr in Schwung kommen. Nemat: "Im Netz der fünften Generation übertragen wir Funkimpulse in weniger als einer Tausendstel Sekunde. Das bringt dem Nutzer ein völlig neues Live-Gefühl." Höttges ergänzt, seine zwei Teenager zu Hause würden schon darauf warten, Videospiele mit ganz neuem Tempo mit Freunden in anderen Städten spielen zu können. Klar , dass Zuckerberg diese Chance auch sieht.

(RP)
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