Leverkusen Monsanto lässt Bayer zappeln

Leverkusen · Bayer-Chef Baumann hat 57 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Doch das begeistert den US-Saatgutriesen noch nicht. Baumann habe nun einen letzten Schuss frei, meinen Aktionärsschützer.

Es reicht wohl nicht: Das Monsanto-Management werde das neue Angebot des Bayer-Konzerns, der den US-Saatgutriesen übernehmen will, vermutlich ablehnen, hieß es gestern in Branchenkreisen. Donnerstag hatte Bayer sein Angebot von 122 auf 125 Dollar je Monsanto-Aktie erhöht. Damit legt Vorstandschef Werner Baumann umgerechnet 1,2 Milliarden Euro mehr auf den Tisch, insgesamt fast 57 Milliarden Euro. Doch das Monsanto-Management finde, dass auch dies den Wert des Konzerns noch nicht widerspiegele, hieß es.

Hat sich Bayer verzockt? Die Erhöhung des Angebots war mäßig und kam zögerlich. Die einen sahen darin einen Ausdruck von Kostendisziplin, deshalb legte die Bayer-Aktie gestern auch leicht auf fast 94 Euro zu. Die größte Sorge der Anleger ist, dass Bayer sich finanziell verhebt oder zur Finanzierung eine große Kapitalerhöhung benötigt. Andere Analysten wie Jonas Oxgaard von Bernstein hatten dagegen kritisiert, dass die neue Offerte nicht reiche, um Monsanto zu überzeugen. Aber immerhin signalisiere Bayer damit die Bereitschaft zu einem noch höheren Gebot oder einem aggressiveren Vorgehen. Daniel Bauer, Chef der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), warnte dagegen: "Bayer-Chef Baumann hat noch einen Schuss, um ein höheres Angebot vorzulegen. Der muss dann sitzen und das Monsanto-Management überzeugen."

Kann es eine weitere Erhöhung geben? Ja, das gehört zu den Ritualen bei Übernahmeschlachten. Auch Vodafone hatte einst mehrere Anläufe (und umstrittene Angebote an das Management) gebraucht, bis Mannesmann in die Firmenehe einwilligte. Sollte Monsanto, wie von Bayer gefordert, als nächstes seine Bücher offenlegen (Due Dilligence), könnte Baumann eine weitere Aufstockung rechtfertigen. Manche Analysten halten bis zu 135 Dollar je Aktie für möglich, das wären über 60 Milliarden Euro insgesamt. Die NordLB sieht dagegen schon jetzt den Spielraum ausgereizt.

Ist eine feindliche Übernahme denkbar? Kaum. Bayer hat in seiner 153-jährigen Geschichte schon manche Milliarden-Übernahme gestemmt, aber nie gegen den Willen der anderen Seite. 2006 war Bayer sogar der weiße Ritter, den der Konzern Schering zu Hilfe holte, um einen Angriff von Merck abzuwehren. "Auf eine feindliche Übernahme wird sich Bayer nicht einlassen. Das hat bei US-Konzernen noch nie Erfolg gehabt", meint SdK-Chef Bauer. "Die Gefahr wäre groß, dass Bayer am Ende nur eine Minderheitsbeteiligung ohne Einfluss bekommt."

Steht der Aufsichtsrat hinter Baumann? Ja. Bei einzelnen Zügen hat Baumann freie Hand, doch im Mai hatte der Aufsichtsrat die Strategie grundsätzlich gebilligt - und zwar einstimmig. Ohne Aufsichtsrats-Chef Werner Wenning, dessen Ziehsohn Baumann ist, läuft in Leverkusen nichts. Während Baumanns Vorgänger Marijn Dekkers den Deal als zu riskant und überfordernd abgelehnt hatte, sehen Baumann und Wenning vor allem Vorteile. Wenn Bayer zur weltweiten Nummer eins im Agrargeschäft aufstiege, bekäme Bayer ein starkes Standbein neben dem Pharmageschäft. Zugleich würde sich der Bayer-Konzern, der anders als Evonik oder Merck keinen großen Ankeraktionär hat, vor einer Übernahme schützen: Bayer wäre nach der Übernahme hoch verschuldet und nicht mehr so leicht in kleine Teile zu zerschlagen.

(anh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort