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Leverkusen Monsanto-Deal löst bei Bayer Krach aus

Leverkusen · Der frühere Bayer-Chef Dekkers ging frühzeitig, weil er die Übernahme des umstrittenen US-Konzerns zu riskant fand.

Bayer-Chef Werner Baumann hat es selbst gesagt: Die geplante Übernahme des umstrittenen Agrochemie-Konzerns Monsanto ist ein Marathon, kein Sprint. Es könnte sein, dass der junge Vorstandschef zu schnell angegangen ist. Es hagelt Kritik von vielen Seiten.

Der frühere Bayer-Chef Marijn Dekkers habe den Deal wegen zu hoher Risiken abgelehnt, hieß es aus Konzernkreisen. Obgleich dessen Vorbereitung noch in seiner Amtszeit begonnen wurde - Werner Baumann war damals Strategievorstand und bereits Treiber des Projekts.

Zudem würde dadurch die Pharmasparte an Gewicht verlieren, so das Argument von Dekkers, der Aufsichtsrats-Chef Werner Wenning daher am Ende abgeraten habe, hieß es gestern. Doch beide Werners seien sich einig gewesen. Daraufhin habe Dekkers um eine vorzeitige Auflösung seines Vertrags gebeten. Er ging im April, weil er mit dem teuren und politisch umstrittenen Deal nichts zu tun haben wollte. "Das kommentieren wir nicht", sagte ein Bayer-Sprecher. Dekkers hatte seinen Rückzug offiziell damit begründet, wieder mehr Zeit für seine Familie haben zu wollen, die es in die USA zurückzieht.

"Baumann ist zu pushy", zu drängend, heißt es im Umfeld von Monsanto. Der US-Konzern fühle sich bedrängt - und belehrt. So hatte Baumann in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erklärt: "Unsere Art, Geschäfte zu führen, ist möglicherweise eine andere als die von Monsanto." Das haben die Amerikaner offenbar als ungebetene Kritik an ihrer Art des Geschäftemachens aufgefasst. Entsprechend lässt man sich Zeit. Ohnehin ist Bayer am Zug. Monsanto hat ein erstes Angebot als zu niedrig abgelehnt. Nun muss die Bayer AG nachlegen, will sie im Rennen bleiben und offizielle Verhandlungen aufnehmen. Nur bei einem höheren Angebot und weniger deutscher Arroganz seien die Amerikaner bereit, ihre Bücher für eine Prüfung ("due dilligence") zu öffnen, heißt es weiter. Bayer betont dagegen weiter, man halte das aktuelle Angebot für attraktiv.

Auch im Dax-Konzern selbst wächst der Widerstand. In der Pharmasparte wird nun befürchtet, dass der Mega-Deal zu Lasten des eigenen Forschungs-Budgets geht. Dabei muss Pharma genug neue Medikamente marktreif machen, bis die aktuellen Kassenschlager wie Xarelto oder Eylea ihren Patentschutz verlieren. Und die dafür nötigen Studien kosten viel Geld. Muss Pharma leiden, damit der Pflanzenschutz (Crop Science) groß werden kann? Da schießen Fans des Megadeals zurück: In der Vergangenheit hätten Pflanzenschutz und Kunststoffe leiden müssen, damit Pharma groß werden konnte. Bayer verweist offiziell darauf, dass trotz des Deals weiter investiert werde und kleine Ergänzungszukäufe möglich blieben.

Um die Sorgen der CropScience-Mitarbeiter einzufangen, hatte CropScience-Chef Liam Condon jüngst zur Mitarbeiterversammlung geladen, die auch an andere Standorte übertragen wurde. Bayer sei weiter sehr an Monsanto interessiert und hoffe, dass man bald in offizielle Verhandlungen eintreten könne, sagte Condon. Zugleich unterstrich er, dass Bayer viel weiter sei als einst der Mosanto-Konzern, der vergeblich versucht hatte, den Schweizer Konkurrenten Syngenta zu übernehmen. "Dieser Deal lief damals nur über die Medien, die beiden haben niemals miteinander gesprochen", zitieren Mitarbeiter Condon aus der Versammlung. Da sei Bayer heute weiter. Monsanto-Chef Hugh Grant war im April bereits zu ersten Gesprächen in Leverkusen. Formelle Verhandlungen gebe es aber noch nicht, so Condon.

(anh)
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