München Mitarbeiter gegen Siemens-Chef

München · Auch Aktionäre kritisieren die Stellenabbau-Pläne von Joe Kaeser.

Demonstrationen vor den Toren, Debatten in der Olympiahalle: Der geplante Abbau von 6900 Stellen erhitzt bei Aktionären und Mitarbeitern von Siemens die Gemüter. Pünktlich zur Hauptversammlung gab der Konzern einen Gewinneinbruch in der Kraftwerks-Sparte bekannt, der das operative Ergebnis im ersten Quartal nach unten zog. Das zeige, dass "der Handlungsbedarf sogar dringlicher geworden ist", verteidigte Vorstandschef Joe Kaeser die Abbaupläne vor mehr als 6000 Aktionären.

Vor der Halle demonstrierten derweil Siemens-Beschäftigte gegen den Kahlschlag in der Kraftwerks-Sparte. 250 Demonstranten aus Erfurt, Offenbach und anderen von der Schließung bedrohten Werken forderten auf Plakaten "Mensch vor Marge" und "Mit Siemens spekuliert man nicht!". Siemens hat wegen des Abbaus auch viel Schelte aus Politik und Gesellschaft einstecken müssen. Davon werde man sich weder beirren noch provozieren lassen, entgegnete Kaeser. Doch bei den Aktionären stoßen seine Pläne ebenfalls auf Kritik. "Stellenabbau muss das letzte Mittel sein", sagte Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt. "Ich möchte Sie in die Verantwortung nehmen: Suchen Sie eine andere Lösung", sagte sie in Richtung Kaesers. Auch Marcus Poppe vom Vermögensverwalter Deutsche Asset Management mahnte den Vorstand, nicht leichtfertig Standorte zu schließen. "Siemens muss nicht nur Rendite liefern, sondern seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen."

Siemens will in der Kraftwerks- und Antriebs-Sparte 6900 Arbeitsplätze streichen. Power & Gas verlor im ersten Quartal 20 Prozent Umsatz und halbierte den Gewinn. Deshalb sank das Ergebnis aus dem gesamten industriellen Geschäft von Siemens um 14 Prozent auf gut 2,2 Milliarden Euro.

(dpa/rtr)
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