Düsseldorf/Berlin Mallorca-Rabatte belasten Air Berlin

Düsseldorf/Berlin · Ausgerechnet im Sommerquartal flog Deutschlands zweitgrößte Airline in die roten Zahlen. Auf den für Air Berlin besonders wichtigen Strecken nach Palma tobt ein Preiskrieg. Hinzu kommen weitere große Probleme für den Konzern.

Kein Ziel abseits der zwei Heimatflughäfen Düsseldorf und Berlin fliegt Air Berlin häufiger an als Palma de Mallorca. Das kam diesen Sommer teuer. Weil die ganze Branche ihre Flugkapazitäten nach den Terroranschlägen in Ägypten, Tunesien und der Türkei Richtung Spanien/Portugal verlagerte, drückten Überkapazitäten die Preise auf allen Balearen-Inseln. Das Ergebnis zeigt sich bei Air Berlin: Ausgerechnet im dritten Quartal des Jahres wurde ein Verlust von 45,6 Millionen Euro eingeflogen. Ein Jahr davor war noch ein Gewinn von 56,2 Millionen Euro reingekommen.

"Diese Verschlechterung des Ergebnisses um praktisch 100 Millionen Euro ist schon ein gefährlicher Trend", sagt Gerard Wissel, Airline-Experte aus Hamburg, "im Sommer müssen die Fluggesellschaften ja normalerweise mit vollen Bilanzen die Kasse füllen, um dann im Winter auch weniger gute Zeiten zu überstehen."

Wie hart die Lage im Sommer war, zeigt ein Rückblick: Nur 77 Euro kostete es Ende Juli, einen Flug für Samstag, den 6. August, zu buchen. 15 Maschinen hoben an diesem Tag von Düsseldorf nach Mallorca ab. "Wir haben uns gegenseitig das Geschäft kaputtgemacht", erinnert sich ein Air-Berlin-Manager, "das muss enden." Vorstandschef Stefan Pichler räumt ein: "Durch den erhöhten Marktdruck, insbesondere in der Touristik, erfüllt das dritte Quartal nicht die Erwartungen."

Als Rettungsstrategie hat Pichler bereits Ende September angekündigt, die 35 Jets für Tourismusflüge in ein Gemeinschaftsunternehmen einzugliedern - aber die Aktion könnte scheitern. Eigentlich sollen rund 40 Jets von Tui-Fly in die neue, aus Österreich geführte Firma kommen, aber die Belegschaft von Tui-Fly protestierte mit massenhaften Krankmeldungen dagegen. Also musste Tui zusagen, die deutschen Tarifverträge noch drei Jahre lang gelten zu lassen - jetzt ringen Unternehmen und Piloten um die weiteren Konditionen.

Dabei zeigt ein Vergleich mit Wettbewerbern, welchen Gegenwind Air Berlin hat: Das Eigenkapital liegt bei minus einer Milliarde Euro - Lufthansa oder Ryanair haben ein positives Eigenkapital. Der harte Wettbewerb zwang Air Berlin, den durchschnittlichen Ticketpreis pro Passagier von 121,40 Euro auf 117,16 Euro zu senken. Doch um keine Verluste zu machen, müssten mindestens fünf Euro mehr pro Ticket reinkommen.

Ganz anders sieht die Rechnung bei Ryanair aus: Die irische Fluggesellschaft nimmt zwar nur 50 Euro im Durchschnitt für einen Platz, hat aber pro Ticket auch nur Kosten von 43 Euro. Anders ausgedrückt: Ryanair und andere echte Billigflieger können jede weitere Preisschlacht locker durchhalten, Air Berlin dagegen nicht.

Größte Hoffnung für die Zukunft sind für Pichler die vielen Direktflüge speziell von Düsseldorf in die Vereinigten Staaten. Doch auch über dem Nordatlantik tobt eine Preisschlacht. Und dass die Wahl von Donald Trump die Reiselust Richtung USA dämpfen könnte, ist nicht auszuschließen.

(RP)
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