Frankfurt Lufthansa verdient so viel wie nie

Frankfurt · Der Untergang von Air Berlin hat das Wachstum beschleunigt. Vorstandschef Carsten Spohr setzt auf Düsseldorf als Umsteige-Flughafen für den Ableger Eurowings. Weitere USA-Ziele könnten hinzukommen.

Der Kranich ist im Steilflug. Dies bestätigte sich gestern bei der Bilanzvorstellung der Lufthansa. Die Flotte ist mit 728 Flugzeugen so groß wie nie - allein 77 Maschinen kamen aus dem Bestand der untergegangenen Air Berlin dazu. Lufthansa sieht sich bei der Fracht wieder als weltweiter Marktführer. Der Umsatz lag mit 35,6 Milliarden Euro so hoch wie seit mindestens zehn Jahren nicht - allein im vergangenen Jahr geb es ein Plus von 12,4 Prozent. Das operative Ergebnis sprang um 70 Prozent auf fast drei Milliarden Euro - ebenfalls ein Rekord. Die Dividende soll um 60 Prozent auf 80 Cent je Aktie steigen. Alleine in 2017 wurden rund 3000 neue Mitarbeiter eingestellt.

Der Aktienkurs hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Da stört es nur wenig, dass er seit Anfang des Jahres wieder etwas abgerutscht ist. "2017 war ein gutes Jahr für Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre", sagte Vorstandschef Carsten Spohr. Und da der Aufsichtsrat seinen Vertrag soeben um fünf Jahre verlängert hat, gab sich der Chefpilot bescheiden: Neue Herausforderungen würden auf den Konzern warten. Verantwortungsvolles Management bedeute, sich auf zukünftige Krisen in der Branche gut vorzubereiten.

Düsseldorf und der hier künftig mit rund 40 Jets vertretene Billig-ableger spielen bei der Strategie eine große Rolle. So sagte Spohr, er könne sich gut vorstellen, dass Eurowings von der Landeshauptstadt aus ab Sommer 2019 ein oder zwei weitere Ziele in den USA anfliegen werde. Bisher stehen in den USA nur New York, Miami und Fort Myers auf dem Flugplan. Denkbare weitere Ziele wären laut Lufthansa-Insidern die Metropolen Las Vegas oder San Francisco.

Der aus Wanne-Eickel kommende Ingenieur sprach sich für eine engere Zusammenarbeit von Eurowings und Lufthansa mit dem Airport Düsseldorf aus. Die beiden Unternehmen hätten annähernd 50 Prozent Marktanteil am Airport, Eurowings habe rund 25 Prozent Umsteiger in den Überseeflügen. Er machte aber auch klar, dies müsse nicht bedeuten, dass Lufthansa und Eurowings sich als Eigentümer an einem Terminal beteiligen sollten - dies hatte er 2017 noch angeregt. Spohr gab sich beunruhigt, dass es möglicherweise zur Feriensaison erneute Warteschlangen in Düsseldorf wegen zu wenig Sicherheitspersonal geben könnte.

Mit drei Milliarden Euro investierte Lufthansa 2017 rund ein Drittel mehr als noch in 2016. 900 Millionen flossen in den Kauf früherer Air-Berlin-Jets. Dabei bedauerte Spohr, dass es wegen Widerstandes der EU-Kommission nicht gelungen war, auch den Ferienflugableger von Air Berlin, die Niki, zu erwerben. Nun sei man aber in Gesprächen mit dem neuen Eigentümer Niki Lauda, damit ein Teil der Flotte samt Crew künftig für Eurowings fliegen kann.

Nach der Expansion im Jahr 2017 rechnet die Lufthansa nun mit einem etwas langsameren Wachstum. Das Flugangebot soll jetzt nur noch um 9,5 Prozent statt wie bislang geplant um 12 Prozent steigen. Spohr räumte ein, dass - auch wegen der Kapazitätssteigerung anderer Anbieter - stellenweise ein Überangebot drohe. Darum hält er es für wahrscheinlich, dass Mallorca-Flüge diesen Sommer wieder günstiger sein könnten.

Insgesamt rechnet die Lufthansa 2018 mindestens mit stabilen Einnahmen. Höhere Gewinne erwartet Spohr nicht, denn er geht von höheren Kerosinkosten aus. Doch womöglich stapelt die Lufthansa auch nur tief. "Unsere Prognosen sind traditionell konservativ", sagte der Konzernchef. Gerade Privatkunden würden aktuell viele Flüge buchen.

Im vergangenen Jahr waren mit Air Berlin, dem britischen Ferienflieger Monarch und der Krisen-Airline Alitalia gleich drei europäische Fluggesellschaften in die Pleite geflogen - und das in einem der besten Jahre für die Branche. "Das ist ein klares Zeichen, dass der Ausleseprozess noch nicht zu Ende ist", sagte Spohr. Man würde bereitstehen, weitere Unternehmen aufzunehmen. Auch an Alitalia sei man weiter interessiert, dafür müsse diese Fluggesellschaft aber erst saniert werden.

Eurowings würde auch bewusst in Kauf nehmen, dass viele Flüge nur zu rund 80 Prozent ausgelastet seien. Denn es gehe nicht darum, möglichst viele Tickets zu verkaufen, sondern den Ertrag zu optimieren. Spohr: "Wir müssen nicht mit Gewalt jeden Flug vollmachen."

(RP)
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