Düsseldorf Lufthansa ist die Dax-Aktie des Jahres

Düsseldorf · Der Aktienkurs ist im abgelaufenen Jahr um mehr als 150 Prozent gestiegen. Der große Verlierer ist der Medienkonzern ProSiebenSat1. k

Die Börse handelt mit Erwartungen. Und deshalb hat so mancher Analyst aus den potenziellen Spareffekten, die die Lufthansa durch die Übernahme von Air-Berlin-Teilen erzielen könnte, noch einmal gewaltiges Kurspotenzial errechnet. Die Deutsche Bank beispielsweise hat noch im Dezember ihr Kursziel für die Kranich-Aktie von 29,50 auf 36,20 erhöht. Begründung: Aus dem Deal mit Air Berlin könnten so große Synergien entstehen, dass das operative Ergebnis um 500 Millionen bis 700 Millionen Euro steigen könnte.

Und das nach einem Jahr, in dem Deutschlands größte Fluggesellschaft über mangelnde Beliebtheit bei Aktionären wahrlich nicht klagen konnte. Um mehr als 150 Prozent ist der Kurs im zu Ende gehenden Jahr gestiegen. Damit hat das Papier unter jenen der 30 Dax-Unternehmen den Vogel abgeschossen. Die Commerzbank als Nummer zwei unter den Dax-Aktien kommt beim prozentualen Kursanstieg nicht einmal auf die Hälfte des Lufthansa-Wertes.

Dabei hatten zu Jahresbeginn viele Analysten auf einen Kursverlust für das Unternehmen gewettet, weil der Wettbewerbsdruck stärker wird. Doch die Air-Berlin-Pleite und ihre Folgen haben die Gewichte weiter zugunsten der Lufthansa verschoben. Die entscheidende Frage: Behalten die Deutsche-Bank-Analysten mit ihrer Prophezeiung weiterer Kursgewinne Recht oder ist der Kurs ausgereizt, und die Aktionäre nehmen die Gewinne erst mal mit? Eine wichtige Rolle bei der Beantwortung dieser Frage dürfte die noch andauernde Untersuchung durch das Bundeskartellamt spielen. Die Wettbewerbshüter prüfen derzeit noch die Preise beim Branchenführer nach Beschwerden über zu starke Preiserhöhungen nach dem Air-Berlin-Aus.

Ganz andere Sorgen hat ProSieben Sat1. Die Senderkette, zu der unter anderem die Sender Pro7, Sat.1 und Kabel1gehören, ist unter den Dax-Werten der große Verlierer des Jahres 2017. Die Aktie hat binnen Jahresfrist ein Fünftel ihres Wertes verloren. Das Problem solcher Kursabstürze ist nicht nur der Wertverlust an sich, sondern auch die Folgen, die sich daraus ergeben können: Mit einem Börsenwert von knapp 6,7 Milliarden Euro hat die ProSiebenSat1-Aktie unter allen Dax-Werten die geringste Marktkapitalisierung. Setzt sich der Abwärtstrend fort, droht irgendwann der Rauswurf aus dem Dax. Dann würden auch jene Fondsmanager, die die Zusammensetzung ihrer Fonds an den großen Indizes ausrichten, die Aktie verkaufen und die Verluste könnten sich fortsetzen. Zuletzt schien die Entwicklung des Unternehmens eher abwärts zu zeigen: Im dritten Quartal verlor die Sendergruppe bei den Werbeerlösen Marktanteile an den Rivalen RTL, zudem gab es Probleme im Fernseh- und Videogeschäft. Das Unternehmen musste zum wiederholten Mal seine Ergebniserwartungen nach unten korrigieren.

(RP)
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