Düsseldorf Lufthansa darf Air-Berlin-Ableger kaufen

Düsseldorf · 33 Walter-Flugzeuge bekommt der Marktführer. In Düsseldorf muss Lufthansa aber auf wichtige Startrechte verzichten.

Die Deutsche Lufthansa und ihr Billigableger Eurowings dürfen die Air-Berlin-Tochter Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) mit insgesamt 33 Flugzeugen erwerben. Dies gab die Europäische Union (EU) gestern bekannt. Als entscheidende Voraussetzung für diese Zustimmung musste Lufthansa-Chef Carsten Spohr aber Zugeständnisse am Flughafen Düsseldorf machen: Danach dürfen nur zwei Jets von LGW inklusive aller Start- und Landerechte ("Slots") direkt zum Marktführer wechseln. Die Slots von sechs anderen Flugzeugen der LGW müssen EU-Insidern zufolge dagegen abgegeben werden.

Am Ende werden Lufthansa und Eurowings im nächsten Sommer trotzdem rund 40 Flugzeuge in Düsseldorf haben. Diese Flotte wird nach EU-Angaben bei den Slots auf rund 50 Prozent Marktanteil kommen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gibt sich halbwegs zufrieden: "Lufthansa hat verbesserte Verpflichtungszusagen eingereicht, die sicherstellen, dass die Auswirkungen des LGW-Erwerbs auf den Wettbewerb begrenzt sind." Damit seien die Bedenken der Wettbewerbshüter mit Blick auf negative Folgen für Verbraucher ausgeräumt. Der Kauf soll im Januar 2018 vollzogen werden.

Der durchgesetzte Kompromiss bestätigt, wie sehr eine extreme Übermacht von Lufthansa und Eurowings in Düsseldorf mit dem Erwerb von Air-Berlin-Resten in der NRW-Hauptstadt gedroht hatte. Denn Lufthansa hatte ursprünglich auch noch vorgehabt, den Ferienflugableger von Air Berlin, Niki, zu erwerben, der von Düsseldorf aus gerade im Sommer Dutzende Ziele am Mittelmeer ansteuert. Doch die EU-Kommission hat Lufthansa schon vor neun Tagen dazu gebracht, auf den Kauf von Niki zu verzichten, die Niki-Insolvenz folgte.

Bis Ende des Jahres soll nun entschieden werden, an welchen möglichen anderen Käufer Niki abgegeben werden soll. Dies kündigte Niki-Insolvenzverwalter Lucas Flöther gestern an. Niki-Gründer Niki Lauda erklärte, er habe ein Angebot abgegeben. Europas größter Billigflieger Ryanair teilte dagegen mit, das Unternehmen wolle sich nun doch nicht beteiligen. Auch die Condor-Mutter Thomas Cook, der britisch-spanische Luftfahrtkonzern IAG (British Airways) und die kleine Schweizer Chartergesellschaft PrivatAir sollen zu den Interessenten gehören.

Insolvenzverwalter Flöther sagte, er erwarte, die Flugrechte von Niki behalten zu können, sofern er bis Ende des Jahres einen Käufer für die stillgelegte Airline findet: "Wir versuchen, bis Ende des Jahres einen unterschriftsreifen Kaufvertrag zu bekommen. Mit dem Wohlwollen der österreichischen Luftfahrtbehörde bleiben die Slots von Niki lange genug erhalten."

Zumindest Lufthansa-Primus Spohr gab sich skeptisch zu den Versuchen, eine neue Zukunft für Niki abseits seines Konzerns zu finden: Er verwies bei einer internen Veranstaltung darauf, dass das Wiener Unternehmen jeden Monat hohe Verluste mache. Immerhin müssen rund 1000 Beschäftigte und eine Flotte von rund 20 Jets finanziert werden, falls es einen Neustart gibt. Und dann würde es Monate brauchen, bis im Frühjahr wieder viele Tickets hin zu Zielen am Mittelmeer verkauft werden.

Damit gibt es für Niki realistischerweise nur zwei Szenarien. Entweder einer der zwei Konzerne, Thomas Cook oder IAG, steigt mit wirklich viel Geld ein. Oder das Unternehmen wird doch über kurz oder lang stillgelegt. Die Slots würden dann neu verteilt.

Lufthansa setzt darauf: Sie hat für Eurowings 500 weitere Stellen ausgeschrieben, die vorrangig auf Niki-Mitarbeiter zielen. Spohr hat mehrfach gesagt, dass die Lufthansa-Gruppe bei jeder Neuverteilung von Slots in Deutschland immer mindestens die Hälfte erhielte, weil sich jede Tochterfirma wie Eurowings, Swiss oder Austrian separat bewerben könnte. Was würde dies für Düsseldorf bedeuten? Geht Niki am Ende doch ganz unter, würden Lufthansa und Eurowings am Rhein noch weiter expandieren.

(RP)
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