Flüge ab Düsseldorf in Gefahr Lufthansa bangt um Niki-Übernahme

Düsseldorf · Eigentlich will die Lufthansa den Air-Berlin-Ableger Niki übernehmen - doch davon hält die EU wenig. Platzt der Deal, droht der Zusammenbruch der Airline. Tausende Flugtickets ab Düsseldorf könnten verfallen.

 Niki-Jet am Flughafen Düsseldorf (Archiv).

Niki-Jet am Flughafen Düsseldorf (Archiv).

Foto: Shutterstock/CL-Medien

Die Insolvenz von Air Berlin könnte bei weiteren tausenden Passagieren zu einem Verlust ihrer Tickets führen. Dies zeichnet sich ab, nachdem am Mittwoch Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Europäische Union (EU) zu einem Krisentreffen besucht hat. Die EU scheint die Übernahme des Air-Berlin-Ablegers Niki durch die Lufthansa zumindest in großen Teilen verhindern zu wollen. Als Ergebnis droht der Zusammenbruch von Niki innerhalb weniger Wochen.

"Niki überlebt nur, weil Lufthansa den aktuell niedrigen Ticketverkauf mit einer regelmäßigen Finanzspritze von mehreren Millionen Euro im Monat ausgleicht", berichtet ein Kenner der Vorgänge, "ohne dieses Geld müsste Niki bald den Flugbetrieb einstellen. Tickets nach Mallorca oder auf die Kanaren zur Weihnachtssaison wären wertlos."

Hintergrund der neuen Probleme ist, dass eine Reihe von Wettbewerbern seit September dagegen Lobby-Arbeit gemacht hat, dass Lufthansa neben wichtigen Strecken von Air Berlin selbst auch noch deren profitablen Ferienflug-Ableger Niki kaufen wollte. Dies wurde wiederholt als "Komplott für Lufthansa zulasten des Wettbewerbs" bezeichnet. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann ist ein früherer Lufthansa-Manager.

So hatte die Condor als Ableger der britischen Thomas-Cook-Gruppe auch ein Angebot für Niki gemacht, wurde aber von Lufthansa überboten. Der frühere Formel-1-Rennfahrer Niki Lauda hatte mehrfach erklärt, die von ihm gegründete Niki mit Thomas Cook wieder zurückkaufen zu wollen. Dies wiederholte er gestern: "Wir sind gesprächsbereit. Die sich abzeichnende Entscheidung in Brüssel kommt mir gelegen", sagte Lauda dem "Handelsblatt" in Wien. Sein Angebot zusammen mit Thomas Cook gelte nach wie vor.

Die neue Situation könnte dazu führen, dass die Bundesregierung ihren Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen Euro für Air Berlin nicht zurückerhält. Denn Lufthansa war nur bereit, rund 210 Millionen Euro für Teile von Air Berlin zu bezahlen, wenn auch Niki mit 21 Jets und 830 relativ niedrig bezahlten Mitarbeitern dabei ist. Für den anderen Teil des Verkaufspaketes, die Dortmunder Luftfahrtgesellschaft Walter mit 30 Flugzeugen und 870 Mitarbeitern, will Lufthansa isoliert angeblich nur rund 30 Millionen Euro auf den Tisch legen. "Niki ist das Kronjuwel von Air Berlin", sagt der Luftfahrtexperte Gerald Wissel.

Was wird passieren? Lufthansa-Chef Spohr dürfte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gestern vor dem wirtschaftlichen Absturz von Niki ohne weitere Hilfe von Lufthansa gewarnt haben. Ob Vestager beeindruckt war, bleibt offen. Es spielt eine große Rolle, ob Condor das Angebot von Oktober für Niki verbessert hat. "Falls die unerwartet Überbrückungshilfe zahlen" sagt Wissel, "könnte Niki dann ja doch den Winter durchhalten. Und falls Condor dann weniger Geld für Niki zahlt, als Lufthansa anbot, haben Air Berlin und die Bundesregierung eben Pech gehabt."

Falls Niki untergeht, wäre der Wettbewerb vorerst noch stärker geschwächt. Schon jetzt sind Ticketpreise auf vielen Routen extrem gestiegen, weil Air Berlin als zweiter Anbieter neben Lufthansa und ihrem Ableger Eurowings weggefallen ist. Falls aber auch noch die Niki-Angebote wie von Düsseldorf nach Malaga, Gran Canaria oder Mallorca wegfielen, würde es in den Weihnachtsferien auf manchen Routen eng.

Alle Beteiligten stehen unter Zeitdruck. Die EU will bis 7. Dezember entscheiden, ob sie den Kauf von Air-Berlin-Teilen durch die Lufthansa in einem abgekürzten Verfahren erlaubt. Als Zugeständnis dafür soll der Marktführer ganz oder weitgehend auf die Übernahme von Niki verzichten. Falls es dieses Zugeständnis nicht gibt, könnte sich die Prüfung hinziehen. Lufthansa hat offen gelassen, ob es solange Hilfe gibt.

Air Berlin erklärt, das Unternehmen hoffe, viele Arbeitsplätze trotz der Insolvenz retten zu können. Das Bundeswirtschaftsministerium teilt mit, die Prüfungen der EU würden unabhängig durchgeführt. Ein Ausfall des Kredites sei nur eine hypothetische Möglichkeit und würde darum nicht kommentiert.

(RP)
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